Das Wichtigste in Kürze
Wir wünschen uns einen Schöpfergott, doch liefert die Wissenschaft eine Schöpfungsgeschichte ohne Gott. Aber statt damit alles widerspruchsfrei zu erklären, verletzt auch sie die Naturgesetze. Nur der Zufall bringt Kreativität in die Schöpfung und dieser Zufall entspringt wie der Geist der Welt der Quanten.
Eine Schöpfungsgeschichte ohne Gott
Ähnlich wie wir von Gott erwarten, er solle das Gute verkörpern, ist uns allen auch das Bedürfnis nach einem Schöpfer zu Eigen. Nicht umsonst erzählen uns alle Religionen eine Schöpfungsgeschichte, an deren Anfang die Götter stehen. Die Wissenschaften liefern uns heute eine recht schlüssige Schöpfungsgeschichte, die ganz ohne Gott auskommt. Ausgehend von reiner Energie und absolutem Chaos beim Urknall haben sich einfache Wasserstoffatome gebildet, die sich zu Gaswolken und Sternen verdichtet haben und in denen durch Fusionsprozesse bis zum Eisen alle Atome des Periodensystems zusammengebacken wurden. Schwerere Elemente entstanden schließlich unter den extremen Bedingungen von Supernova-Explosionen. Gesteinsplaneten, wie unsere Erde, bestehen somit aus dem Staub uralter, zerborstener Sterne. Erst durch den Tod von Sternen wurden Rahmenbedingungen geschaffen, die die Prozesse der anorganischen und besonders der organischen Chemie ermöglichen. Davor waren entweder Druck- und Temperaturbedingungen zu extrem oder es fehlten schlichtweg die schwereren Elemente, die für die Bildung größerer Moleküle bis hin zu den komplexen Grundbausteinen des Lebens nötig sind. Nur durch diese Evolution von Materie und Chemie wurde eine Entstehung von Mikroorganismen überhaupt möglich und erst ab diesem Moment greift Darwins Evolutionstheorie, die ebenfalls auf eine Gotteshypothese verzichtet.
Die größtmögliche Verletzung der Naturgesetze
Es stellt sich somit die berechtigte Frage, wozu wir überhaupt noch einen Schöpfer benötigen? Doch ganz so widerspruchsfrei wie wir Naturwissenschaftler es gerne hätten, ist sie nicht, die moderne Schöpfungsgeschichte, denn es gibt entscheidende Erklärungslücken. Bei der Bildung von Materie aus Energie entsteht zu gleichen Teilen Materie und Antimaterie. Wieso kam es jedoch zu einem Ungleichgewicht, sodass unser materielles Universum übrig blieb, anstatt dass sich Materie und Antimaterie gegenseitig ausgelöscht haben? Wieso hat sich das dabei entstandene Wasserstoffgas nicht gleichmäßig im Weltall verteilt? Stattdessen kam es zu einem Ungleichgewicht und somit zur Bildung von Gaswolken, die letztendlich Geburtsstätten der ersten Sterne waren. Doch auch bei der Geburt der ersten Sterne ist noch ungeklärt, wie es zu solch einer hohen Verdichtung bis hin zum Zünden der Wasserstofffusion kommen konnte, obwohl die Gravitation der Gaswolken dafür gar nicht ausgereicht hätte. Am eklatantesten ist jedoch die Erklärungsnot in die wir kommen, wenn wir beantworten sollen, woher all die Energie für den Urknall gekommen ist. Wer heute ein Patent anmelden möchte, in dem Energie aus Nichts gewonnen wird, dessen Antrag wird ohne Prüfung abgelehnt, denn es handelt sich dabei um einen Verstoß gegen den ersten Hauptsatz der Thermodynamik – den Energieerhaltungssatz. Doch wenn unser Universum mit einem Urknall aus dem Nichts entstanden sein soll, dann handelt es sich hierbei um die größtmögliche Verletzung des wichtigsten Grundsatzes der Naturwissenschaften, des Energieerhaltungssatzes.
Die Evolutionstheorie ist nichts für Erfinder
Und auch bei der biologischen Evolution gibt es noch ungeklärte Fragen. Zwar liefert die Evolutionstheorie hervorragende Erklärungen für Variation und Weiterentwicklung durch Selektion und Auswahl, doch sobald es darum geht, etwas komplett Neues zu erfinden, ist sie auf den Zufall in Form von Mutationen angewiesen. Doch bis heute sind uns in der Praxis ausschließlich Mutationen in Gestalt von Missbildungen bekannt. Es gibt keine wissenschaftliche Studie, in der positive Mutationseffekte bei Laborversuchen oder radioaktiv verstrahlten Gebieten beobachtet wurden.
Schöpfung anders, als wir es uns vorstellen
Diese Erklärungslücken bedeuten aber noch lange nicht, dass wir sofort Gott als Verursacher aus dem Hut zaubern dürfen. Bisher hat sich dann doch immer wieder alles auf naturwissenschaftliche Ursachen zurückführen lassen. Andererseits macht es keinen Sinn, einen Schöpfer dort zu suchen, wo wir bereits heute alles kausal und widerspruchsfrei erklären können. Wenn also der allumfassende Geist in der Schöpfung mitgemischt haben sollte, dann bleibt uns nur das enge Feld der Erklärungslücken. Und auch hier müssen wir im Zweifelsfall davon ausgehen, dass wir es nicht mit Gott sondern mit unserer Unwissenheit zu tun haben. Wenn also der Geist dem schöpferischen Prinzip entsprechen soll, dann sicher ganz anders, als sich das die Menschheit bisher vorgestellt hat. Der Fehler in unserem menschlichen Denken liegt darin, dass wir immer davon ausgehen, dass Gott genauso funktioniert, wie wir es uns mit unserem aktuellen Wissensstand vorstellen können. Heute wäre er der Programmierer einer virtuellen Welt im Stil der Matrix-Trilogie. Vor dreihundert Jahren, als Newton sein deterministisches Weltbild postuliert hatte, hielt man Gott für einen Mechaniker, der das Universum wie ein präzises Uhrwerk geschaffen hat, ohne dabei Platz für den kleinsten Zufall zu lassen. Und vor etwa 3000 Jahren hielt man Gott für einen Töpfer, der seine Welt modelliert und ihr dann Leben eingehaucht hat. Wir müssen uns von solchen Vorstellungen lösen. Ein schöpferischer Geist kann sehr wohl die Welt, wie wir sie heute kennen, aktiv mitgestaltet haben. Doch so wie es aussieht, hält er sich allen Wunderberichten zum Trotz recht konsequent an die Naturgesetze.
Gläubige und Atheisten glauben dasselbe
Doch wo liegen nun die prinzipiellen Unterschiede des geistigen Schöpfungsaktes zu den bisherigen Modellen? Im Universum gibt es zwei große Prinzipien, eines ist das deterministische Prinzip. Das ist die Physik Newtons, es ist das Prinzip des Makrokosmos, das Prinzip der großen Zahl, des statistisch zuverlässigen Mittelwerts, das Prinzip nach dem Maschinen und Programmcodes ablaufen. Es bietet keinen Raum für Ideen, für Kreativität und auch nicht für Gefühle. Auf der anderen Seite haben wir das Prinzip des Zufalls. Wenn wir einen Atheisten fragen, was für die Vielfalt der Schöpfung, also die Innovation der Evolution verantwortlich ist, so wird er den Zufall nennen. Wir können somit festhalten, dass Atheisten an den Zufall glauben. Dem entsprechen die Quantenphysik und die Chaostheorie. Wenn wir aber einen gläubigen Menschen fragen, wer für die Vielfalt der Schöpfung verantwortlich ist, wird er Gott nennen. Und wenn wir ihn fragen, ob Gott gleichbedeutend ist, mit dem Geist, der das gesamte Universum erfüllt, so wird er das bestätigen. Und exakt diesen alles umfassenden Geist des Universums vermuten führende Naturwissenschaftler in der Welt der Quanten (siehe dazu auch „Kann das Universum einen Geist besitzen“). Somit glauben Atheisten und religiöse Menschen letztendlich an dasselbe kreative Schöpfungsprinzip, nämlich an eine Schöpfung aus dem Reich des Zufalls. Der Zufall steht für das Individuelle, ihm entspringen neue Ideen aber auch genetische Mutationen, die die Evolution vorantreiben. Das eine Prinzip kann nicht ohne das andere bestehen. Reiner Zufall führt zwar ständig zu Neuem, doch das hat keinen Bestand, da es nicht wiederholt wird. Das Wiederholen ist Sache der deterministischen Welt. Umgekehrt ist ein deterministisches System nicht in der Lage, Neues zu erfinden. Erst wenn wir beide Prinzipien zusammenbringen, ist Schöpfung möglich.
Und Gott würfelt doch
Zwar war Einstein der festen Überzeugung, dass Gott nicht würfelt, doch wenn wir den Geist in der Welt der Quanten verorten, so dürfte sich sein schöpferischer Einfluss auf das Prinzip des Zufalls beschränken. Hierfür gibt es gleich eine Reihe Gründe. Zum einen ermöglicht der Zufall auf Quantenebene Beeinflussungen der deterministischen Welt ohne dabei gegen Naturgesetze zu verstoßen. Darüber hinaus ist der Zufall weitaus inspirierender, als das emotionslose Ablaufen einer Uhr. Aber das Wichtigste, der Zufall, ist das ältere Prinzip. Verlässliche Gesetzmäßigkeiten, wie Ursache und Wirkung sind erst deutlich später aus dem Prinzip des Zufalls heraus entstanden. Letztendlich haben wir es mit einer Art kosmischer Evolution zu tun, in deren Folge Ursache und Wirkung erst entstanden sind. Uns kann zwar keiner verraten, warum es geknallt hat, aber kurz nach dem Urknall hatten wir eine Welt aus Energie und Quantenfluktuation. Das war eine Welt, in der der Zufall und somit ausschließlich das schöpferische Prinzip regiert hat. Dann erst bildeten sich die ersten Atome und der Determinismus hielt Einzug im Universum. Je größer die Strukturen wurden, desto berechenbarer wurde die Welt. Und es wurde Reproduktion und Ordnung möglich. Doch mit dem Determinismus hat das schöpferische Prinzip massiv an Einfluss verloren, da durch das Entstehen von Materie und deren Verbindung zu Molekülen sowie durch die Verdichtung der Materie hin zu Sternen und Planeten die Freiheitsgrade immer mehr beschränkt wurden. Spontane Änderungen einzelner Quantenzustände haben hier kaum mehr eine Wirkung. Es dominieren statistische Gesetzmäßigkeiten und erst damit entstand das Prinzip von Ursache und Wirkung.
Ursache und Wirkung sind Kinder des Zufalls
Doch was hat Statistik mit Ursache und Wirkung zu tun? Gewisse Quantenprozesse, wie z.B. die spontane Emission finden ohne äußere Einwirkung, also ohne Ursache statt. Ursache und Wirkung sind nach heutigem Stand der Forschung somit ein makroskopischer Effekt, der erst ab einer statistisch relevanten Anzahl von Quanten verlässlich auftritt. Erinnern wir uns das Wolframatom aus dem Beitrag „Wo ist der Übergang zwischen Physik und Metaphysik?“. Wenn ich es erwärme, wird es irgendwann einmal so viel Energie aufgenommen haben, dass es einem seiner Elektronen gelingt, auf eine höhere Ebene zu springen. Kehrt das Elektron auf seine ursprüngliche Bahn zurück, wird ein Quantum Licht in Form eines Photons abgestrahlt. Da wir uns hier jedoch in der Welt der Quantenphysik bewegen, kann niemand vorhersagen, wann dieser Quantensprung stattfindet. Es kann sogar passieren, dass im einen Fall überhaupt kein Auslöser da sein muss und es wird trotzdem ein Photon emittiert und im anderen Fall muss ich das Zehnfache an der sonst üblichen Energie zuführen, bevor etwas passiert. Hier ist beliebig viel Raum für geistige Einmischung, ohne dass dabei ein Naturgesetzt verletzt werden muss. Wenn wir nun aber statt einem Wolframatom einige Billiarden davon zu einem Draht formen und diesem Energie zuführen, dann können wir sehr genau sagen, wann und mit welcher Helligkeit er zu leuchten beginnt. Erst durch die große Zahl entsteht dieser neue Effekt, den wir als Ursache und Wirkung bezeichnen. So toll wir es finden, dass jedes Mal das Licht angeht, wenn wir auf den Schalter drücken, so fatal ist das für unseren kreativen Geist aus der Quantenwelt. Denn der kann eigentlich nur noch in sehr instabilen Systemen mit seinen sprunghaften Ideen etwas bewirken.
Ist der Schöpfer ohnmächtig?
In unserer Welt kann geistige Einmischung somit nur noch so funktionieren, wie der Schmetterlingseffekt bei Tropenstürmen. Während der labilen Entstehungsphase genügt ein winziger Flügelschlag, um über Sturm oder Flaute zu entscheiden, wenn die Entscheidung dann aber gefallen ist, dann können selbst alle Schmetterlinge der Welt nichts mehr daran ändern. Doch das bedeutet nicht, dass der Schöpferin unserer Welt ohnmächtig ist, aber es gehört schon ein bewundernswertes Maß an Geduld und Cleverness dazu, um mit so winzigen Impulsen in der makroskopischen Welt etwas zu bewirken.
Möglichkeiten geistigen Einflusses
Ich persönlich glaube nicht, dass ein schöpferischer Geist aus der Welt der Quanten in der Entstehungsphase eines Sturmes nennenswerte Einflussmöglichkeiten hat. Denken wir aber an die Erklärungslücken unserer heutigen wissenschaftlichen Schöpfungsgeschichte, dann gibt es einige Punkte an denen Zufall und Ungleichgewicht nötig sind, um dem deterministischen Gang der Dinge auf die Sprünge zu helfen. Vielleicht war es ja unser Geist aus der Welt der Quanten, der dafür gesorgt hat, dass sich nicht die gesamte Materie und Antimaterie nach dem Urknall gleich wieder gegenseitig ausgelöscht haben. Vielleicht hat er auch für das nötige Ungleichgewicht gesorgt, dass sich aus einem homogenen Wasserstoffgas lokale Wolken bilden konnten, die als Kristallisationskerne für die spätere Entstehung von Sternen dienten. Ganz bestimmt hatten und haben in der Evolutionsgeschichte Quanteneffekte Einfluss auf genetische Mutationen wie zum Beispiel bei Spontanmutationen in der DNA aufgrund des quantenmechanischen Tunneleffekts. Hier können bereits winzigste Einflussfaktoren fatale Folgen wie Missbildungen oder eben signifikante Entwicklungssprünge nach sich ziehen. Doch auch hierbei dürfen wir nicht vergessen, dass die genetische Evolution nur zu einem sehr geringen Anteil durch den Zufall bestimmt wird. Auch hier dominieren ganz klar deterministische Faktoren wie Zucht und Auslese.