Gibt es übersinnliche Phänomene?

Das Wichtigste in Kürze

Übersinnliche Phänomene können weder wirtschaftlich noch militärisch zuverlässig genutzt werden. Daher wurden staatliche Programme eingestellt und Hochschulfakultäten geschlossen. Es gibt aber verlässliche Beweise für ihre Existenz.


Betrug oder Realität?

Um ehrlich zu sein, bin ich sehr skeptisch, was übersinnliche Phänomene anbelangt. Letztendlich lässt sich doch vieles auf natürliche Ursachen zurückführen oder ist schlichtweg Betrug, was es den Zweiflern natürlich einfach macht. Wenn ich herausfinde, dass einige perfekte Kornkreise das Werk von Spaßvögeln ist, ist natürlich stets der Zweifel da, ob die anderen Kornkreise nicht auch Menschenwerk sind. Das Gleiche gilt für die ganz großen Illusionisten wie David Copperfield, die uns stets vor Augen führen, wie leicht es doch ist, uns Zuschauer hinters Licht zu führen.

Unglaubliche Zufälle

Ich persönlich habe nur sehr wenige Erlebnisse, die ich in die Kategorie „Übersinnliches“ einordnen würde. Da sind zum einen all die seltsamen Zufälle, auch als Synchronizitätsphänomene bekannt. Das sind Erlebnisse, bei denen ich gerade in einem Moment an eine Person und ein Ereignis gedacht habe und wenige Momente danach läuft mir diese Person über den Weg oder ruft mich an, bzw. das Ereignis tritt ein. Isoliert betrachtet sind solche Zufälle statistisch höchst unwahrscheinlich, da sie jedoch völlig ungeplant und eher selten auftreten, würde ich mir nicht gleich hellseherische Fähigkeiten zuschreiben wollen. Trotzdem widmeten sich der Psychoanalytiker C.G. Jung und der Physiker Wolfgang Pauli (siehe auch Pauli-Effekt) sehr intensiv diesem Phänomen.

Der Lucky-People-Effekt

Ein weiteres Phänomen ist für mich der Lucky-People-Effekt, man kann ihn auch als Schutzengel bezeichnen, wobei ich mit der Vorstellung von Engeln so meine Probleme habe. Letztendlich geht es dabei um Situationen, in denen ich einfach nur unglaubliches Dussel hatte. Das fing schon als ganz kleines Kind an, als ich in einen See gefallen war und sicher ertrunken wäre, hätte mein Vater nicht genau in dem Moment die Eingebung gehabt, nach mir zu schauen. Ein Andermal kam ich mit über 140 km/h ins Schleudern und raste auf eine Autokolonne zu. Ich bereitete mich schon auf den unvermeidlichen Einschlag vor, doch mein Wagen rutschte wie beim Slalomfahren zwischen den entgegenkommenden Fahrzeugen von einer Straßenseite zur anderen hin und her ohne dabei auch nur ein einziges zu berühren. Ich habe mal zusammengezählt, wie oft ich bei solchen Aktionen unbeschadet davongekommen bin und kam auf über 15 extrem kritische Momente, die tödlich hätten enden können. Dem gegenüber stehen gerade einmal vier Unfälle, bei denen ich mir etwas gebrochen habe, wobei nie eine wirklich schwere Verletzung dabei war. Auf YouTube findet man unter dem Suchbegriff „Lucky People“ tonnenweise Material von derart unglaublichem Glück.

Die Geheimnisse liegen in den Karten

Gelegentlich ziehe ich auch mal eine Tarotkarte, die mir als Entscheidungshilfe oder Inspiration dienen soll. Ich muss dazu sagen, dass ich mir selbst nie die Karten habe legen lassen und auch nicht wirklich überzeugt bin von jeglicher Form von Wahrsagerei. Wie ja schon im Beitrag „Gibt es überhaupt einen freien Willen?“ ausgeführt, würde uns die Tatsache echter Vorhersehung des freien Willens berauben. Ich setze das Ziehen von Tarotkarten eher so ein, wie das Werfen einer Münze oder eines Würfels. Im Allgemeinen halte ich es prinzipiell für bedenklich, wichtige Lebensentscheidungen Münzen, Würfeln oder Karten zu überlassen. Daher greife ich auch nur extrem selten auf diese Entscheidungshilfe zurück und meist nur dann, wenn alle anderen Formen der Entscheidungs- oder Ideenfindung gescheitert sind und mich selbst mein Bauchgefühl im Stich lässt. Wenn dies dann doch mal der Fall ist, nutze ich das Primavera-Tarotdeck, zu dem es ein recht gutes Begleitbuch mit ausführlicher Beschreibung zu jeder Karte gibt. Der Schlüssel sind natürlich diese Beschreibungen, die ähnlich allgemeingültig gehalten sind, wie Horoskoptexte, so dass jede Karte einem das Gefühl gibt, irgendwie auf die Fragestellung zu passen. Dennoch habe ich überraschend häufig den Eindruck, dass eine Karte besonders zutreffend ist und oft helfen die Beschreibungen, meine Fragestellung mal von einer ganz anderen Sicht aus anzugehen.

Verblüffende Wirkung Systemaufstellungen

Für mich am überzeugendsten waren bisher jedoch sogenannte Familien- oder Systemaufstellungen. Ich habe mehrfach an solchen Aufstellungen teilgenommen und war stets von den Ergebnissen die dabei erzielt wurden schwer beeindruckt. Vom Prinzip war es immer ähnlich, auch wenn die Teilnehmer und die Leiter der Aufstellung jedes Mal andere Personen waren. Dabei kannte ich nur wenige der Anwesenden, was für eine Systemaufstellung auch unerheblich ist. Ziel dieser Aufstellungen war es, ungelöste, meist unterbewusste Blockaden zu identifizieren, die den Teilnehmern das Leben schwer machten. Zunächst galt es, eine Situation zu finden, in der das Problem besonders stark zu Tage tritt um anschließend Personen zu identifizieren, die wir direkt oder auch indirekt mit dem Problem in Verbindung brachten. Im nächsten Schritt wählte der nach einer Lösung Suchende dann aus dem Teilnehmerkreis sogenannte Repräsentanten aus, die für die Problempersonen stehen sollten. Diese wurden durch ihn dann räumlich so zueinander positioniert, bis er das Gefühl hatte, die entsprechende Problemsituation treffend widerzugeben. Und nun kam das stets Spannende. Die aufgestellten Personen, die weder den Aufstellenden kannten, noch Hintergrundinformationen über die Person hatten, die sie repräsentierten, sollten beschreiben, wie sie sich in ihrer Rolle fühlen. Diese Beschreibungen brachten zum Teil düstere Familiengeheimnisse zu Tage, die der Aufstellende später tatsächlich bestätigt fand. Auch ich erlebte so manche Überraschung sowohl als Aufstellender als auch als Stellvertreter. Die Wirksamkeit solcher Systemaufstellungen ist wissenschaftlich erwiesen (siehe dazu die Arbeiten an der Universität Witten), doch über welche Kanäle die Stellvertreter ihre zum Teil verblüffend detaillierten Informationen beziehen ist noch ungeklärt.

Ende des parapsychologischen Hypes

Auch wenn wohl jeder ähnliche Erfahrungen gesammelt hat, würde ich mich jedoch hüten, aus den oben beschriebenen Erlebnissen gleich den Beweis für übersinnliche Phänomene ableiten zu wollen. Hierzu ist es nötig, unter kontrollierten Bedingungen jegliche Form von Täuschung auszuschließen und die Ergebnisse statistisch eindeutig von Zufallsergebnissen abzugrenzen. Dazu gibt es tatsächlich eine ganze Fülle an Studien. In Zeiten des kalten Kriegs experimentierten sogar Militärs der Sowjetunion und der USA mit PSI-Phänomenen. Die Forschungen wurden jedoch mangels militärischer Verwertbarkeit wieder eingestellt. Auch einige Universitäten hatten entsprechende Lehrstühle wie z.B. die Universität Freiburg, die jedoch ihre parapsychologische Fakultät 2001 wieder schloss. Selbst der japanische Konzern Sony hat über 10 Jahre ein entsprechendes Labor betrieben, das jedoch mangels verwertbarer Ergebnisse ebenfalls aufgelöst wurde. Kritiker führen das gerne als Beweis für die Nichtexistenz solcher Phänomene an. Doch der Grund für die Einstellung dieser Aktivitäten lag in der mangelhaften wirtschaftlichen Verwertbarkeit der Ergebnisse und der allgemeinen Ablehnung seitens der Wissenschaftsgemeinde.

Kritiker liefern die verlässlichsten Beweise

Sehr interessant sind hierzu die Untersuchungen der Statistik Professorin Jessica Utts von der University of California. In umfangreichen Metastudien hat sie zahllose PSI-Experimente unter die Lupe genommen und bei vielen massive methodische Mängel nachgewiesen. In Wikipedia wird sie daher auch im Beitrag zu Parapsychologie als führende Kritikerin experimenteller Ergebnisse genannt. Das Spannende daran ist nun, dass diese durchaus kritische und seriöse Forscherin im Auftrag des US-Kongresses 1996 eine Analyse von Beweisen für übersinnliche Fähigkeiten durchführen sollte. Die Ergebnisse wurden im Journal of Scientific Exploration veröffentlicht (hier gibt es die Studie zum Download). Die wichtigste Kernaussage dieser Studie lautet: „Es scheint wenig sinnvoll zu sein, nur immer mehr Beweise für die Existenz übersinnlicher Fähigkeiten zu sammeln, denn wem die heute vorliegenden Beweise nicht ausreichen, den wird man auch mit noch mehr Beweisen nicht überzeugen können.“

Metaphysik ein Opfer der Marktwirtschaft

Warum dann trotzdem immer wieder die Forschungen eingestellt werden hat einen ganz pragmatischen Grund. Hierzu möchte ich den Sony-Chef Masanobu Sakaguchi zitieren: „Wir haben experimentell nachweisen können, dass PSI-Phänomene existieren, aber wir sehen in absehbarer Zukunft keine Möglichkeit, dieses Wissen für irgendeine praktische Anwendung zu nutzen.“

Zwar ist dieser wissenschaftliche Beweis für übersinnliche Phänomene noch lange kein Beweis dafür, dass hinter diesen Phänomenen ein wie auch immer gearteter, lenkender Geist steht, aber es ist durchaus ein starkes Indiz für die Möglichkeit seiner Existenz.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert