Ist ein Gedächtnis ohne Materie denkbar?

Das Wichtigste in Kürze

Wir kennen nur Information die physisch gespeichert ist. Ohne Information ist keine metaphysische Welt denkbar. Offensichtlich sind aber die Naturgesetze noch vor jeglicher Materie festgelegt  worden. Materielle Speicher sind flüchtig, materielose Speicher unvergänglich.


Ohne Materie keine Information

Mein heutiger Beitrag kreist um eine der grundlegendsten Fragen was spirituelle Dinge anbelangt. Unsere Erfahrung zeigt, um Informationen zu speichern benötigen wir physische Speicher. Alles was wir Tag für Tag an Information nutzen ist irgendwo auf Festplatten, Speicherkarten oder Servern gespeichert. Seit jeher ist Information an Materie gebunden, Schrift wurde in Stein gemeißelt, in Tontafeln geritzt, auf Papyrus, Pergament und Papier geschrieben. Selbst so vergängliche Information wie Musik und Film können wir auf Schellack, Tonbändern, Kassetten, Filmrollen und auf Datenträgern konservieren und sogar das Leben an sich benötigt physikalische Speicher in Form von DNA um seine Erbinformation zu bewahren. Das bedeutet, ohne Materie keine Information.

Ohne Information kein Geist, keine Metaphysik

Wenn das aber zutrifft, so haben wir ein massives Problem in metaphysischen Dingen, die ohne Materie auskommen müssen. Wie soll Gott sein Strafgericht abhalten, wenn am jüngsten Tag all unsere Sünden mit unserer sterblichen Hülle verloren gegangen sind? Wie soll ein Paradies aussehen, dem alle Informationen fehlen? Ist das nicht so, wie eine virtuelle Welt ohne Datenspeicher? Denn was sollen sonst paradiesische Bäume, Äpfel oder Quellen sein als reine Information, wenn sie ohne Materie auskommen müssen, doch die lässt sich ohne Materie nicht speichern. Und wie das traurige Dasein Demenzkranker belegt, ist ohne Gedächtnis selbst der größte Geist nichts als ein hilfloses Etwas. Denn alles, Sprache, Werte, Logik benötigt gespeicherte Information. Ohne Erinnerung können wir noch nicht einmal einen Satz formulieren, denn es fehlen die Worte. Ohne Gedächtnis können wir noch nicht einmal Gut von Böse unterscheiden, denn erst die Erfahrung zeigt, was uns oder anderen schadet und was nicht. Wir könnten ohne Informationsspeicher noch nicht einmal eins und eins zusammenzählen, denn wir hätten bereits die erste Zahl vergessen bevor wir sie zur zweiten addieren könnten. Was ist übrigens addieren? Ach ja, ohne physischen Speicher haben wir selbst das vergessen.

Wo ist das Periodensystem gespeichert?

Also mal wieder Zeit, diesen Blog zu schließen? Nein, ganz im Gegenteil. Denn diese Argumentation stammt aus unserer subjektiven Erfahrung und beweist nicht im Mindesten, dass Materie wirklich Grundvoraussetzung für die Speicherung von Information ist. Denn nicht nur für unser virtuelles Paradies benötigen wir Information, die nicht physisch hinterlegbar ist, auch unsere physische Welt basiert auf Gesetzen, die vor der Materie da waren. Ein wunderschönes Beispiel ist das von Schülern allseits gehasste Periodensystem der Elemente. Wann und wo wurde es erfunden? Vor oder nach dem Urknall? Wenn seine Speicherung an Materie gebunden wäre, so dürfte es erst nach dem Urknall und nach dem Entstehen der ersten Wasserstoffatome entstanden sein.

Zu viel Information für so ein kleines Teilchen?

Doch ist das wirklich so? Tatsache ist, dass alle Materie aus Wasserstoff entstanden ist, aus dem sie in Sternen zusammengebacken wurde. Somit müssen bereits im Wasserstoff alle Informationen enthalten sein, die für das Entstehen höherer Elemente bis hin zur Bildung von Sternen, Galaxien und der Grundbausteine des Lebens nötig sind. Und da hängt eine ganze Menge dran, denn für jedes Element haben wir andere Eigenschaften, Masse, Farbe, gasförmig, flüssig, hart, weich, metallisch, nichtmetallisch, magnetisch, nichtmagnetisch und dann noch die gesamten chemische Bindungsfähigkeiten bis hin zur organische Chemie. Mit anderen Worten, die ersten Wasserstoffatome müssen alle Informationen des gesamten Physik und Chemieunterrichts von der Grundschule bis hin zu neuesten Forschungsergebnissen in sich getragen haben. Ganz schön viel für so ein kleines Teilchen.

Strenge Regeln statt Anarchie

Doch egal, wie und wo der Wasserstoff so viel Information speichern kann, Schüler wären übrigens für das Geheimnis dankbar, haben wir noch ein ganz anderes Problem. Es stammen nämlich nicht alle Wasserstoffatome von einem gemeinsamen Vater ab, sondern sie haben sich an unendlich vielen Stellen parallel aus der gewaltigen Energiesuppe kurz nach dem Urknall gebildet. Hätte es zu diesem materielosen Zeitpunkt noch keine einheitlichen Naturgesetze gegeben, hätten wir es mit Anarchie pur zu tun gehabt. An jeder Stelle hätte sich eine andere, wilde Form von Teilchen gebildet, jedes mit völlig anderen Eigenschaften, denn es hätte ja keine Vorgaben, keine Spielregeln gegeben. Vieles davon wäre nicht stabil gewesen und wäre wieder verschwunden aber dennoch müssten zu unterschiedlichen Zeitpunkten an unterschiedlichen Bereichen des Universums auch unterschiedliche Materieeigenschaften vorgeherrscht haben. Doch neueste Erkenntnisse der Astrophysik belegen, dass egal wohin wir ins Universum blicken, was ja gleichzeitig auch ein Blick in die Vergangenheit ist, wir an jedem Ort und zu jedem Zeitpunkt dieselbe Physik, dieselbe Chemie vorfinden.

Materie besteht aus Information

Von daher können wir mit Sicherheit sagen, all die Information aus dem Physik und Chemieunterricht und wahrscheinlich noch vieler anderer Disziplinen lag bereits zum Zeitpunkt des Urknalls vor. Doch wo? Dazu müssen wir wieder de Broglie und die Quantenmechanik bemühen. Und was wir hier finden ist alles andere als feste Materie. So sehr wir uns den Kopf an einer niedrigen Türe auch stoßen mögen, Materie ist nichts anderes als stehende Wellen im Raum. Für jedes Teilchen sind das zahllose Wellen, die sich theoretisch im gesamten Universum ausdehnen, sich überall gegenseitig auslöschen und nur an einer Stelle so überlagern, dass dort ein Teilchen auftritt. Und was sind Wellen im Raum? Nichts als Information. Somit ist genau das Gegenteil der Fall, es ist nicht die Information die Materie benötigt, sondern die Materie, die Information benötigt.

Materielle Speicher sind vergänglich

Aber wie soll das gehen, Information in Wellen zu speichern, wo doch Wellen viel kurzlebiger sind als Materie? Denn wie schnell sind die Wellen eines Musikstücks verhallt und um wie viel schneller sind die Lichtwellen einer Lampe erloschen, wenn wir sie ausschalten? Auch hier hat unsere Erfahrung nichts mit der physikalischen Realität zu tun. Wenn wir Information in Materie speichern, ist das ein indirekter Vorgang, der höchst vergänglich ist. Optische Datenträger sind meist schon nach 15 Jahren unbrauchbar geworden. Unsere Erinnerungen verlöschen meist schon nach wenigen Tagen, ganz wichtiges hält sich 70 bis 80 Jahre in unserem Gehirn, bevor auch das zerfällt. Bücher bewahren da Informationen schon besser, bis zu 3000 Jahre alte Dokumente sind erhalten. Wenn wir etwas in Stein meißeln oder in Ton ritzen kann das auch schon mal 10.000 Jahre überdauern.

Information, die sich selbst regeneriert

Ganz anders ist es mit der DNA, die zwar mit unserem Tod zerfällt, aber nahezu unverändert Generation für Generation weitervererbt wird. Die DNA des modernen Menschen dürfte etwa 200.000 Jahre alt sein. Das bedeutet, ein Kind von damals würde sich völlig unauffällig in unserer heutigen Gesellschaft entwickeln. Ganz extrem ist es bei lebendigen Fossilien wie Haien, Schildkröten, Quastenflossern oder Pfeilschwänzen, deren DNA sich in den letzten 200 Millionen Jahren kaum verändert hat. Das bedeutet, diese Tiere haben das Zeitalter der Dinosaurier kommen und wieder gehen sehen ohne sich nennenswert zu verändern. Eine phantastische Speicherleistung, wenn man sich überlegt, wie komplex die DNA im Vergleich zu einem Buch ist. Das Geheimnis liegt darin, dass es die Information selbst ist, die sich mit ihren gespeicherten Methoden stets regeneriert und die Materie nur als vergänglichen Zwischenspeicher nutzt.

Unvergängliche, materielose Speicher

Doch es gibt noch viel ältere Informationen, die noch wesentlich besser erhalten sind. Informationen, die sich sogar über Milliarden Jahre hinweg unverändert bewahrt haben, ohne dabei auch nur um einen einzigen Tag zu altern. Nein, damit meine ich keine Versteinerungen, die sind nur ein schwacher Abdruck dessen was sie konserviert haben und nichts im Vergleich zur Leistung der DNA. Nein ich spreche von Informationen, die nicht materiell gespeichert sind, Informationen, auf die wir Nacht für Nacht beliebig zugreifen können. Richtig, es ist das Licht der Sterne, das ohne zu altern über Jahrmilliarden hinweg die Botschaften ferner Galaxien zu uns trägt, wo es erst vergeht, wenn es wirkungslos von Materie absorbiert wird oder wo es uns seine Geheimnisse offenbart, indem es auf den Photosensor eines Teleskops auftrifft. All die Informationen, die wir über das Weltall besitzen, sind uns von uralten, masselosen Wellen zugetragen worden. Es gibt keinen noch so entlegenen Ort in den Weiten des Universums von dem aus nicht Abermilliarden Sterne beobachtet werden können. Das bedeutet, dass jeder Punkt im All zu jedem beliebigen Zeitpunkt von unzähligen Photonen, Radiowellen, Infrarot- Röntgen und sonstigen Strahlen erfüllt ist und all das sind masselose Quanten die alle uralte Informationen mit sich tragen. Somit enthält jeder Kubikzentimeter des scheinbar leeren Weltraums weitaus mehr Informationen als wir auf den meisten gleich großen physischen Medien speichern könnten.

Unbegrenzter, materieloser Speicherplatz

Somit können wir getrost davon ausgehen, dass auch eine materielose, metaphysische Welt durchaus Informationen speichern und abrufen kann. Und wenn Sie mich fragen, wo sich all die metaphysische Information so gut verstecken soll, dass sie von keinem unserer Messgeräte empfangen wird, dann werfen Sie noch einmal einen Blick auf den Beitrag „Gibt es eine metaphysische Welt?“. Nachdem sich 95 Prozent dunkler Energie und dunkler Masse erfolgreich vor unseren Messgeräten verbergen, bietet unser Universum offensichtlich nahezu unbegrenzten Platz für immaterielle Information jeglicher Art.

Ein Gedanke zu „Ist ein Gedächtnis ohne Materie denkbar?“

  1. Sehr interessanter Artikel. Hoffe Sie veröffentlichen in regelmäßigen Abständen solche Artikel dann haben Sie eine Stammleserin gewonnen.Vielen Dank für die tollen Informationen.

    Gruß Anna

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