Welche Ziele hat der Geist, der uns beseelt?

Das Wichtigste in Kürze

Für einen alles beseelenden Geist macht eine irdische Seelenprüfung wohl kaum Sinn. Denkbar wäre eine Weiterentwicklung der Seelen hin zur Vollkommenheit. Insgesamt hat sich die gesamte Schöpfung immer mehr in Richtung Komplexität, Ordnung und Vollkommenheit entwickelt. Das Auftauchen des Menschen scheint dieses Ziel zunichte zu machen. Aber vielleicht geht es ja auch gar nicht um Vollkommenheit sondern um die Flucht vor der Ewigkeit.


Um dem Sinn des Lebens näherzukommen, müssen wir erst einmal herausbekommen, was überhaupt die Ziele des schöpferischen Geistes sind. Diese Frage stellt sich die Menschheit schon seit Erfindung der Religionen.

Das Ziel der Seelenprüfung

Quer durch viele Religionen besteht die einhellige Meinung, dass Gott mit dem entbehrungsreichen Leben auf Erden die Seelen prüft und danach entscheidet, wie es mit ihnen weitergehen soll. Doch wenn es Gottes Funke ist, der den Lebewesen die Seele einhaucht, dann ist es sehr fraglich, ob das mit der Probe wirklich das Hauptziel des allumfassenden Geistes ist. Wenn doch der physische Körper, der durch die Evolution geprägt wurde mit all seinen Trieben und schlechten Eigenschaften mit dem Tod vergeht und nur noch der reine göttliche Funke bleibt. Doch dazu mehr im Beitrag „Gibt es Himmel und Hölle?

Das Ziel: Weiterentwicklung zum Vollkommenen?

Mit der Reinkarnation liefern die östlichen Religionen wie der Buddhismus ein völlig anderes Konzept. Hier geht es darum, die Seelen während des Durchlaufens zahlloser Leben hin zur Vollkommenheit weiterzuentwickeln. Was Reifung und Weiterentwicklung aus unserer heutigen Weltsicht so attraktiv macht, ist die Tatsache, dass es sich beim Drang zur Weiterentwicklung um ein universales Grundprinzip handelt. Im Gegensatz zu den Vätern des Alten und Neuen Testaments wissen wir heute, dass wir es nicht mit einer statischen Welt zu tun haben, die in einem einzigen Schöpfungsakt in ihrer heutigen Form geschaffen wurde, sondern dass es sich um einem kontinuierlichen Prozess handelt. Wie schon im Beitrag „Ist der schöpferische Geist mit der Evolutionstheorie vereinbar?“ beschrieben, haben sich sowohl die Materie als auch das Leben hin zu immer komplexeren, vollkommeneren Formen entwickelt. Warum also nicht auch die Seelen, die sich durch die Reinkarnation immer mehr dem schöpferischen Ziel des Vollkommenen annähern?

Was ist eigentlich dieses Vollkommene?

Der Begriff Vollkommenheit steht für etwas, dem weder etwas hinzugefügt noch weggenommen werden muss, damit es perfekt funktioniert. Wir umschreiben das auch mit Begriffen wie Schönheit und Harmonie. Doch aus Sicht eines mitfühlenden Geistes ist seine Welt erst dann vollkommen, wenn Sie nicht nur perfekt funktioniert und alles schön und harmonisch ist, sondern wenn alles Leid und Elend aus ihr verschwunden ist. Denn erst dann ist der Geist, der alles Leben erfüllt, auch selbst frei von Schmerz und Leid. Doch perfekt wird die Welt aus seiner Sicht erst dann sein, wenn sie auch von Glückseligkeit und Liebe erfüllt ist, denn auch ohne Leiden ist in ihr sonst nur ein Zustand von satt und sauber erreicht. Und dann stellt sich auch noch die Frage, ist eine derart heile Welt nicht wieder unerträglich langweilig? Wir haben im Beitrag „Wieso gibt es die Getrenntheit?“ versucht, darauf eine Antwort zu finden.

Der Mensch ein Triumph der Evolution über Gott?

Entgegen der grausamen Logik der Evolutionstheorie ist es dem schöpferischen Geist durchaus gelungen, in diese Richtung Einfluss zu nehmen. Nicht das Prinzip Leben-frisst-Leben, sondern friedliche Pflanzen haben sich zur dominanten Spezies auf Erden entwickelt (mehr dazu im Beitrag „Warum dominiert das Prinzip Leben-frisst-Leben?“). Es ist ihm gelungen, selbst grausame Jäger mit Liebe und Mitgefühl zu erfüllen. Doch der Mensch ist ihm offensichtlich entglitten, trotz Gaben wie Verstand, Mitgefühl und Glauben zerstört er in unvergleichlicher Weise die Schöpfung und verbreitet auch noch in Gottes Namen Leid, Elend und Terror. Bei aller Lust an Zerstreuung und Abenteuer kann es trotzdem nicht der Sinn des Lebens sein, in Gottes Namen vom göttlichen Funken erfüllte Geschöpfe zu quälen und zu töten. Ist vielleicht der Mensch sogar der endgültige Triumph kalter Evolution über Gott?

Versetzen Sie sich an die Stelle des schöpferischen Geistes

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir mal wieder ein höchst ketzerisches Gedankenexperiment wagen. Stellen Sie sich vor, Sie wären der treibende Geist der Schöpfung. Das ist kein allmächtiger Gott, sondern der in diesem Blog beschriebene, mitfühlende, alles beseelende, schöpferischer Geist, wie er auch mit den Naturwissenschaften vereinbar ist. Ihr Einfluss auf den Lauf der Evolution ist minimal. Die Naturgesetze hindern Sie am direkten Eingreifen. Wenn Sie von Ihrer geistigen Welt aus etwas verändern wollen, bleibt ihnen nur der Einfluss über winzige Quanteneffekte. Hie und da gelingt es Ihnen, so eine Mutation gezielt zu beeinflussen. Ganz selten gibt es auch einmal die Gelegenheit, extrem instabile Systeme über den Schmetterlingseffekt in eine Ihnen genehme Richtung zu verändern. Um auf diese Weise etwas im Lauf der Evolution zu verändern, benötigen Sie hunderttausende wenn nicht gar Millionen von Jahren. In der Zwischenzeit müssen Sie hilflos miterleben, und vor allem mitfühlen, wie Ihre Schöpfung leidet. Sie stehen mit diesen Mitteln der grausamen Logik der Evolution gegenüber, die schon nach wenigen Generationen Zucht und Auslese wieder all Ihre Bemühungen zunichtemacht. Es ist Ihnen in den letzten Jahrmilliarden nicht gelungen, dem Leben-frisst-Leben Einhalt zu gebieten. Und nun taucht mit dem Menschen auch noch ein Wesen auf, das an Grausamkeit und Zerstörungskraft alles in den Schatten stellt, was je diesen Planeten belebt hat. Wie würden Sie Ihren Einfluss geltend machen, um dem ein Ende zu bereiten?

Gegen den Mensch hilft keine biblische Plage

Was also tun? Eine Sintflut wirken, die diese Bedrohung vom Planeten fegt? Ohne massive Verletzung der Naturgesetze geht das natürlich nicht. Darüber hinaus würden Sie damit ja auch alle anderen von Ihnen beseelten Geschöpfe auslöschen. Gleiches gilt auch für einen Asteroiden, dessen Bahn Sie Jahrtausende hinweg durch winzige Schmetterlingseffekte so manipulieren könnten, dass er in ferner Zukunft auf der Erde einschlägt und dem Leid ein Ende bereitet. Doch mit einer so massiven und zeitaufwändigen Maßnahme laufen Sie auch noch Gefahr, dass sich das Problem Menschheit bis zum Einschlag von selbst erledigt hat und Sie mit ihrer eigenen göttlichen Fliegenklatsche den Rest ihrer eigenen Schöpfung vernichten. Etwas cleverer sind da natürlich Epidemien wie die Pest, Aids oder Ebola. Zu guten alten Zeiten, als die Evolution viele Generationen benötigt hat, um Resistenzen auszubilden, hätte das vielleicht noch ganz gut funktioniert. Doch dieser clevere Schädling Mensch wird Ihren biblischen Plagen schon nach einem Bruchteil dieser Zeit Herr.

Aussichtslos, wie Materie aus dem Nichts zu erschaffen

Sie kämpfen jetzt also nicht mehr nur einen Kampf gegen die Prinzipien der Evolution, sondern auch noch gegen Forschung und Technik. Bleibt eigentlich nur noch die Hoffnung, dass sich die Menschheit mit ihren eigenen Waffen selbst auslöscht. Aber soll ich Ihnen etwas verraten, als alles beseelender Geist wollen Sie auch das nicht. Denn sie beseelen ja nicht nur die Natur, die unter dieser Plage zu leiden hat, sie beseelen auch die Menschheit. Sie hoffen, freuen, lieben und leiden mit jedem einzelnen dieser schrecklichen und gleichzeitig wundervollen Geschöpfe mit. Hier eine Lösung zu finden, ist eine mindestens genauso aussichtslose Situation, wie aus dem Nichts Materie zu erschaffen oder das absolute Chaos nach dem Urknall in ein geordnetes Universum voller Leben zu verwandeln (siehe dazu „Was ist die Ursache für den Geist?“ und „Ist der schöpferische Geist mit der Evolutionstheorie vereinbar?“).

Als Lösung ein Überwesen?

Und mit genau denselben trickreichen Methoden agiert dieser faszinierende, mitfühlende Geist, um eine Lösung für das Problem Menschheit zu finden. Statt mit brachialer göttlicher Gewalt Wunder zu wirken, nutzt er die Gesetzeslücken in den Naturgesetzen um seine Ziele zu realisieren. Was würden Sie also tun, wenn Sie persönlich in dieser grausamen materiellen Welt so gut wie keine Einflussmöglichkeiten besäßen? Vielleicht müsste ja ein Werkzeug her. Etwas, das in der Lage wäre, Ihre immateriellen Ziele in einer materiellen Welt Realität werden zu lassen. Am besten wäre ein Erzengel oder ein Überwesen, das mit übernatürlichen Kräften Ihren Willen auf Erden durchsetzt. Ob ein solches Überwesen, also ein physisches Werkzeug des Geistes auf Erden möglich und wünschenswert ist, erfahren Sie im nächsten Beitrag „Verfügt der Geist über ein Werkzeug in unserer Welt?“.

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