Gibt es eine Signatur des Schöpfers

Das wichtigste in Kürze

Eine Signatur ist Beleg für ein kreatives Werk. Gottes Signatur muss offensichtlich, unfälschbar und nicht durch Zufall erklärbar sein. Es gibt sie tatsächlich, wir haben sie tagtäglich vor Augen und sie ist das Mysterium der Schönheit, die vollkommene Asymmetrie, das perfekte Chaos, sie steht für das alchimistische Prinzip und verwandelt die Zahl 1 in eine unendlich komplexe Zahl, die vielleicht alle Codes der Welt enthält.


 

Wie bereits in meinem letzten Beitrag „Gibt es einen Gottesbeweis?“ angekündigt, habe ich mich auf die Suche nach einer unverfälschbaren Botschaft eines wie auch immer gearteten schöpferischen Geistes gemacht. Der Gedanke kam mir bei meiner (durchaus kritischen) Auseinandersetzung mit den Argumenten der Kreationisten.

Saß Gott an einem Reißbrett?

Die Kreationisten versuchen mit Analogien zwischen Scheckenhaus und Wohnhaus, Sonnensystem und Uhrwerk, Versteinerung und Skulptur oder genetischem Code und Programmcode einen aktiv agierenden Schöpfergott zu beweisen. Doch wir wissen aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse, unserer Erfahrungen und des gesunden Menschenverstands, dass ein Schneckenhaus auf natürlichem Weg entstanden ist und ein Wohnhaus das Werk eines Architekten ist. Wir wissen, dass sich das Sonnensystem aufgrund physikalischer Gesetze gebildet hat, das ähnlich präzise laufende Werk einer mechanischen Uhr aber von einem Uhrmacher entwickelt wurde. Wir wissen, dass die Versteinerung eines Ammoniten aufgrund erdgeschichtlicher Prozesse entstanden ist, eine griechische Skulptur jedoch von einem Bildhauer geschaffen wurde und heute wissen wir, dass die DNA, also der Programmcode in unseren Zellen evolutionär entstanden ist, die Textverarbeitungssoftware auf der ich diese Zeilen schreibe jedoch von Programmierern entwickelt wurde. Es mag ja sein, dass Gott auch irgendwie seine Finger bei den natürlich entstandenen Dingen im Spiel gehabt hat, aber er saß sicher nicht am Reißbrett und hat am vierten Tag die Form von Galaxien designed und am fünften Tag die Gestalt von Meeresschnecken.

Die Signatur macht den Unterschied

Letztendlich stehen wir Menschen der Schöpfung ähnlich ratlos gegenüber, wie Wesen aus einer anderen Dimension, die plötzlich mit irdischen Gegenständen konfrontiert werden. Es stellt sich also die Frage, worin unterscheiden sich diese doch so ähnlichen Dinge so eindeutig voneinander, dass selbst unsere Wesen aus einer anderen Dimension erkennen können, welche Dinge natürlichen Ursprungs sind und welche künstlich geschaffen wurden? Es ist die Signatur. Unser Architekt hinterlässt bei bedeutenden Bauwerken einen Grundstein mit einer Zeitkapsel und Urkunden zum Bauwerk. Seit dem 16. Jahrhundert tragen mechanische Uhren eine Gravur des Uhrmachers. Bereits griechische Bildhauer wie Praxiteles oder Lysipp versahen ihre Werke mit einer Signatur und im Programmcode einer professionellen Software finden wir ausführliche Versions- und Urheberangaben, oft sind sogar die gesamten Entwicklernamen als sogenanntes Easter Egg im Programmcode verborgen (mehr dazu unter http://eastereggs.svensoltmann.de/uebersicht). Offensichtlich haben seit Menschengedenken kreative Köpfe das Bedürfnis, sich in ihrem Werk zu verewigen. Der Charme daran ist, dass unsere Wesen aus einer anderen Dimension lediglich nach einer Signatur suchen müssen, um sicherzustellen, dass sie es mit dem Werk eines intelligenten Schöpfers zu tun haben.

 Anforderungen an eine schöpferische Signatur

Wenn ein schöpferischer Geist das Universum wie auch immer mitgestaltet und ihm Leben eingehaucht hat, hat er vielleicht auch eine Signatur hinterlassen. Etwas, das jederzeit nur mit Verstand und ohne High-Tech auffindbar ist. Etwas, das sich nicht aufgrund zufälliger Prozesse oder einfacher Naturgesetze erklären lässt und eindeutig auf eine geistige Urheberschaft hinweist. Es muss etwas sein, das wir stets vor Augen haben aber schlichtweg übersehen oder nicht richtig interpretieren. Doch wie kann eine solche Signatur aussehen? Der Schöpfer wird ja wohl kaum auf dem Bein einer Fruchtfliege oder dem genetischen Code eines Einzellers versteckt ein „Made by Gott“ hinterlassen haben.

Sind es die Spuren unserer Kultur?

Betrachten wir aber einmal die menschliche Kultur gibt es da schon einige höchst erstaunliche Hinweise. Denn wenn wir uns die Überbleibsel alter, zum Teil schon untergegangener Kulturen anschauen, ist der Hinweis auf Gott meist das einzige was geblieben ist. Sei es in Form von Tempeln, Kathedralen und Götterstatuen. Aber auch bei den alten Schriften überwiegen die Bücher über Gott, wie die Qumran Rollen, das Giglamesch-Epos, das ägyptische Totenbuch, die hinduistische Bhagavad Gita oder die griechischen Göttersagen. Natürlich werden Sie jetzt sagen, das war eine Epoche der naiven Gottgläubigkeit, heute in unserer aufgeklärten Zeit spielt Geld und nicht mehr Gott eine Rolle. Doch wenn wir einen Blick auf eben diese neue Kraft werfen, die offensichtlich Gott abgelöst hat, dann finden wir auf der wichtigsten Währung der Welt, dem Dollar, groß und unmissverständlich auf jedem Schein „In God we trust“ und auf den 1-Dollar-Noten auch noch das allsehende Auge Gottes. Und selbst unser Grundgesetz beginnt mit den Worten: „Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen…“. Und dennoch, Sie haben natürlich Recht, das ist alles von Menschenhand gemacht und noch lange kein Beweis für einen göttlichen Schöpfer. Es belegt nur, dass die Menschheit vielleicht doch mehr an Gott glaubt, als dies dem einzelnen Individuum so bewusst wird.

Ein ketzerischer Versuch

Wenn, dann muss es sich um eine schöpferische Signatur handeln, die schon lange vor dem Auftauchen von Homo Sapiens auf der Erde da war. Tja und da sind mir erst mal die Ideen ausgegangen. Vielleicht habe ich dann doch etwas zu hohe Ansprüche an den schöpferischen Geist und seine Signatur gestellt. Aber aufgeben wollte ich auch nicht und so dachte ich mir, vielleicht ist der alte Herr (es kann natürlich auch eine nette alte Dame sein) ja so freundlich und hilft mir auf die Sprünge. Also habe ich mir Unterstützung von einer spirituellen Quelle geholt indem ich eine Tarotkarte zog. Ich weiß, für einen Naturwissenschaftler ist das Ketzerei und wahrscheinlich bringt mich das auf den Scheiterhaufen und über meine Arbeiten wird der Bann verhängt. Aber egal, es ging mir lediglich um eine Eingebung, nicht um einen Beweis. Und wenn die Eingebung unter der Dusche, im Traum oder dank eines auf den Kopf fallenden Apfels kommt (Sie erinnern sich Isaak Newton), ist das auch nicht wissenschaftlicher, als eben eine Tarotkarte zu ziehen.

Was zum Teufel ist ein Sternenkelch?!

Warum ich das hier so breit beschreibe ist die Tatsache, dass mir diese Tarotkarte einen wirklich erstaunlichen Ansatz geliefert hat, auf den ich selbst so schnell nicht gekommen wäre. Ob das eine Botschaft, geistige Unterstützung oder sonst ein geistiger Wink war, mag der geneigte Leser selbst interpretieren. Mir hat es auf jeden Fall mächtig weitergeholfen, denn ich zog den Ritter der Kelche. In den meisten Tarotdecks wird diese Figur auf einem Pferd dargestellt, die sehr deutlich einen Kelch mit Blüten oder Sternen darauf präsentiert:
Ritter_der_Kelche2      Ritter_der_Kelche3
Bildquelle: Eigenes Foto, Künstlerin Antonella Castelli

Also schloss ich, die schöpferische Signatur müsste in der Art eines Sternenkelchs verborgen sein. Google versagte mir leider die Unterstützung und lieferte bei der Suche nach dem Begriff Sternenkelch nur Unsinn. Also überlegte ich, was kann das sein, der Sternenkelch? Das Sternengewölbe, die Astrologie? Nein, jetzt bloß nicht ganz in die Esoterik abgleiten! Hier haben wir es mit Himmelsmechanik zu tun, etwas was hervorragend durch die Naturwissenschaften beschrieben ist, nichts wo ich eine Signatur eines Schöpfers erwarten würde, auch wenn Generationen von Astrologen anderes beschwören werden. Um was für einen Kelch könnte es sich handeln? Vielleicht der Gral? Stopp, hier lauern Dan Brown und die Verschwörungstheoretiker.

Vom Pentagramm zum Goldenen Schnitt

Sterne stehen in der Nacht, vielleicht ist es ja ein Kelch der Nacht? Wie wäre es mit dem Blütenkelch eines Nachtschattengewächses? Volltreffer! Die meisten Nachtschattengewächse verfügen über fünfblättrige Blüten, die wie bei vielen Tomatenarten einen wunderschönen fünfzackigen Stern bilden. Moment, fünfzackiger Stern ist das nicht ein Pentagramm? Das klingt ja schon wieder nach Dan Brown, Templerkirchen und Hexerei. Aber diesmal wird es wirklich spannend. Denn dieses Pentagramm ist eine der faszinierendsten geometrischen Formen, die in all ihren Proportionen den Goldenen Schnitt enthält, ein simples Verhältnis zwischen zwei Längen bei denen die kürzere sich zur längeren exakt genauso verhält, wie die längere sich zur Gesamtstrecke. Jeder von uns hat diese Proportion tagtäglich in Händen. Es sind die Seitenlängen der bekannten DIN A-Papierformate, die genau in diesem Verhältnis zueinander stehen. Das hat den Vorteil, dass man DIN A-Blätter immer wieder falten kann und sie haben stets dasselbe Seitenverhältnis. Das geht mit keiner anderen Papiergröße, probieren sie es doch selbst mal aus.

Eine verbotene Struktur

Doch was ist an diesem Goldenen Schnitt so toll, dass er gleich als göttliche Signatur verstanden werden kann? Zum einen steht er für ein Seitenverhältnis, das sich leicht beschreiben aber alles andere als leicht konstruieren lässt (Hier eine Anleitung dazu). Im Gegensatz zu drei-, vier-und sechseckigen Polygonen ist eine periodische Struktur aus Fünfecken nicht möglich. D.h. es kann weder eine regelmäßige Parkettierung noch ein Kristallgitter geben, das eine solche Struktur annimmt, wir können also in der Kristallographie auch von verbotenen Kristallen sprechen (siehe dazu auch den spannenden Wikipedia-Beitrag zu Quasikristallen). Das ist deshalb so wichtig, weil wir somit eine Form haben, die nicht einfach mal so von selbst entsteht. Auch wenn die untenstehende Penrose-Parkettierung nach regelmäßiger Ordnung aussieht, sie ist es nicht. Viel Spaß beim Versuch, eine Musterwiederholung zu finden.500px-Penrose_Tiling_(Rhombi).svgBildquelle: Wikimedia

Das Mysterium der Schönheit

Der Goldene Schnitt steht zudem für das absolute Gegenteil von Symmetrie nämlich für die vollkommene Asymmetrie. Er ist ein Verhältnis, das nicht nur für Papierformate praktisch ist, sondern er gilt als ideale Harmonie, als das Prinzip des Schönen. Deshalb auch der Begriff vom Goldenen Schnitt. Renaissance-Künstler wie Dürer oder Da Vinci haben ihre Bilder nach dem Goldenen Schnitt konzipiert. Darüber hinaus ist er ein Grundprinzip der Natur und das obwohl er sich so gar nicht mit dem Gesetz von Zufall vereinbaren lässt. Wir finden ihn selbst an Stellen, die wir nun wirklich nicht erwarten würden.

Der mystische Apfel

Wer weiß schon, dass der Goldene Schnitt nicht nur in Blüten von Nachtschattengewächsen auftritt, sondern auch im Kernhaus von Äpfeln? Moment mal, war da nicht was? Immer wieder dieser Apfel! Ist das nicht die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis (lat. Malus, der Schlechte)? Ist das nicht der verräterische Adamsapfel, mit dem wir sicher Mann von Frau unterscheiden können? Ist das nicht der Apfel der wahren Erkenntnis, der Newton auf den Kopf fiel und ihm so die Idee der Gravitationskraft eingebläut hat? Und was ist mit dem Reichsapfel, der für die Macht von Kaisern und Königen steht? Und ist das nicht auch der märchenhafte Apfel, der das arme Schneewittchen vergiftete? Haben Sie ihn nicht vielleicht sogar gerade vor Augen, den angebissenen Apfel, der als Logo so viele Geräte ziert, mit denen mein Blog abgerufen wird? Und was ist mit dem big Apple, dem großen Apfel, der für die wohl wundersamste Stadt unserer Zeit – New York – steht? Also wirklich (k)ein Wunder, dass sich in ihm nun auch noch die Signatur des Schöpfers verstecken soll.

apfel_pentagramm
Quelle: Wikimedia

Ein universales Konstruktionsprinzip

Aber Spaß beiseite, nach dem Goldenen Schnitt sind sowohl Schneckenhäuser als auch Spiralgalaxien aufgebaut. Und selbst unsere menschlichen Proportionen halten sich an den Goldenen Schnitt. In folgender Grafik habe ich mir mal erlaubt, in Da Vincis legendären Vitruvianischen Mensch einzuzeichnen, wo hier überall der Goldene Schnitt auftaucht. Darüber hinaus passt ein Mensch mit idealen Proportionen und entsprechender Haltung exakt in ein Pentagramm. Und der Goldene Schnitt ist sogar das, was Sie morgens beim allerersten Blick in den Spiegel sehen, denn selbst unsere großen Schneidezähne verhalten sich zu den daneben stehenden seitlichen Schneidezähnen im Verhältnis Minor zu Major. (Auf folgender Seite finden Sie eine sehr gute wissenschaftliche Abhandlung zum Goldenen Schnitt: http://www. Golden-section.eu/home.html).

Vitruv+Goldener-Schnitt
Bildquelle: Wikimedia und eigene Ergänzungen

Das perfekte Chaos

Der Goldene Schnitt ist das Grundprinzip der Selbstähnlichkeit, ein Prinzip nach dem sogenannte Fraktale aufgebaut sind. Also Strukturen, die egal in welcher Auflösung wir sie betrachten stets identisch erscheinen. Ein wunderschönes Beispiel aus der Natur ist der Romanesco-Kohl (siehe Bild) aber auch die Küstenlinien eines Landes, die Verästelung von Blutgefäßen oder von Farnblättern. Das Spannendste an Fraktalen ist, dass sie zentrales Element der Chaostheorie sind. Moment, war der Goldene Schnitt nicht schon das absolute Gegenteil von Symmetrie, die vollkommene Asymmetrie? Und nun scheint er auch noch für das perfekte Chaos zu stehen, das absolute Gegenteil von Ordnung!

Romanesco_Kohl
Bildquelle: Wikimedia

 Das alchimistische Prinzip

Letztendlich entspricht der Goldene Schnitt somit dem Grundprinzip der Alchemie das besagt: Wie im Kleinen so im Großen. Denn durch seine unendliche selbstähnliche Teilbarkeit sind alle Strukturen die dem Goldenen Schnitt unterliegen sowohl im Mikrokosmos als auch im Makrokosmos gleich. Das ist natürlich von großer Bedeutung für eine Signatur, die sich an alle intelligenten Wesen quer durchs Universum gleichermaßen richtet. Sehr schön kann das anhand der logarithmischen Spiralform von Schneckenhäusern und von Galaxien verdeutlicht werden, deren jeweils nächstgrößere Windung zur vorangegangen im Verhältnis des Goldenen Schnittes steht. Und auch hier finden wir unser Pentagramm wieder (siehe Grafik).

pentagramm_schnecke
Bildquelle: http://www.buch-der-synergie.de

 Aus Fibonacci wird Phi-bonacci

Es gibt noch ein paar weitere Besonderheiten am Goldenen Schnitt. Das Verhältnis von langer zu kurzer Seite wird durch die Naturkonstante Phi (1,6180339…) beschrieben. Diese Konstante kann durch unterschiedliche zum Teil höchst kuriose mathematische Formeln berechnet werden. Für den mathematischen Laien geht das am einfachsten mit der Fibonaccifolge. Sie fangen bei 1 an und addieren sie zu 1, dann nehmen Sie das Ergebnis (2) und addieren es zur jeweils letzten Zahl (1). Das Ergebnis ist 3, Sie addieren dazu wieder die letzte Zahl (2), das ergibt 5 und so weiter. Sie bekommen somit die Zahlenreihe 1,1,2,3,5,8,13,21,34,55 usw. Je länger die Zahlenreihe wird, desto stärker entsprechen die letzte und die vorletzte Zahl dem Verhältnis Major zu Minor des Goldenen Schnittes. Bei 55:34 kommen wir gerundet auf 1,618, was Phi bereits bis auf die dritte Nachkommastelle berechnet.

 Die einfachsten unendlichen Formeln

Aber es geht noch faszinierender, denn es ist möglich Phi ausschließlich unter der Verwendung der Zahl 1 zu berechnen. Entweder als unendlichen Kettenbruch oder als unendlich verschachtelte Wurzelfunktion:

phi_formeln

Kennt Phi alle Geheimnisse?

Betrachtet man schließlich die Zahl Phi, so ist sie genauso wie die Kreiszahl Pi eine normale Zahl. Das bedeutet, sie kann auf unendlich viele Stellen berechnet werden, ohne dass es eine regelmäßige Wiederholung von Zahlenkombinationen gibt. Dadurch, dass alle Zahlen in beliebiger Reihenfolge unendlich lang nacheinander folgen, gibt es Mathematiker, die behaupten, dass Phi auch jede erdenkliche Zahlenkombination enthalten muss. Das bedeutet, an irgendeiner Stelle werden Sie dort Ihr Geburtsdatum, Ihre Telefonnummer oder Ihre Kontonummer samt PIN-Code finden. Auf der Seite „The Golden Number“ wurde Phi bis auf 100.000 Stellen genau berechnet, vielleicht finden Sie dort bereits Ihr Geburtsdatum oder ähnliches, falls nicht, gibt es dort einen Programmcode mit dem Sie Phi auf millionen Stellen genau berechnen können. Doch es geht noch weiter, da Phi unendlich viele Kombinationen enthält, sind in ihr angeblich auch alle denkbaren Zahlenreihen enthalten, man muss nur lang genug suchen. Nachdem nun Goethes Werk, die Bibel oder unser genetischer Code auch als Zahlenreihen dargestellt werden können, könnten sie alle in der Zahl Phi an irgendeiner ihrer unendlich vielen Stellen vorhanden sein. Mit anderen Worten, Phi könnte alle denkbaren Codes des Universums enthalten. Zur Kreiszahl Pi gibt es dazu bereits mathematische Abhandlungen, die gleichermaßen für Phi gelten (siehe folgenden Beitrag). Sehr amüsant ist auch die Nachkommastellendatenbank für Pi, in der Sie jeden beliebigen Code in der auf satte 13,3 Billionen Nachkommastellen berechneten Kreiszahl suchen können – doch trotz dieser gigantischen Stellenzahl wird Pi wahrscheinlich nicht Ihre Kontonummer im IBAN-Format enthalten.  Sollten Sie trotz aller Berechnungen also nicht das Gewünschte finden, hilft Ihnen unsere göttliche Signatur Phi dennoch weiter, denn an der 28.581sten Nachkommastelle von Phi finden Sie die Auskunft der Telekom 11880 und wie wir alle wissen: „Da werden Sie geholfen!“.

 Unendlich viel Unsinn

Auch wenn in diesem Beispiel unendlich viele Stellen einen göttlichen Plan beweisen sollen, muss ich gestehen, dass mir solche mathematischen Spielereien deutlich zu weit gehen. Üblicherweise flüchten sich Mathematiker und Naturwissenschaftler gerne in unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten um das Thema Gott irgendwie zu umschiffen, wie z.B. bei der Viele-Welten-Theorie. In meinem Beitrag „Kann Geist ewig sein?“ habe ich mich etwas genauer mit der leichtfertigen Verwendung von Unendlichkeit auseinandergesetzt. Denn selbst wenn die Zahlen Phi und Pi alle endlich vielen, sinnvollen Codes des Universums enthalten sollten (was ich nicht glaube), so verstecken sich diese zwischen unendlich vielen Zahlenkombinationen, die nichts als Unsinn ergeben. Und um den Sinn vom Unsinn zu trennen bedarf es eines begreifenden Verstands und der bräuchte natürlich unendlich lange, um zum Beispiel die Sequenz zu finden, die Goethes Faust entspricht. Das Ganze erinnert an die Anekdote von Michelangelo, der gefragt wurde, wie es ihm möglich gewesen sei, die perfekte Figur des David aus dem Stein zu hauen. Daraufhin meinte er: „Die Figur war immer schon da, ich musste nur den überflüssigen Marmor um ihn herum entfernen.” Doch selbst wenn jede denkbare Skulptur ist in jedem Marmorblock bereits enthalten ist, bedarf es eines schöpferischen Geistes, sie daraus zu befreien.

 Die Signatur – einfach und unendlich komplex

Und hier schließt sich wieder der Kreis zum Sternenkelch, der uns vom Blütenkelch der Nachtschattengewächse über die Struktur von Galaxien bis hin zu einer Zahl geführt hat, die vielleicht alle Codes des Universums enthält, sozusagen ein Kelch des Universums, ein Kelch der Sterne, ein Sternenkelch. Ich denke, der schöpferische Geist hätte sich keine bessere Signatur einfallen lassen können. Eine Signatur, die uns Tag für Tag in unseren eigenen Proportionen, in den Blüten der Pflanzen oder im Kerngehäuse eines Apfels vor Augen steht, einfach und dennoch unendlich komplex zugleich. Und darüber hinaus das perfekte Gegenteil der deterministischen Prinzipien von Ordnung und Symmetrie.

Natürlich können wir auch diese Signatur des schöpferischen Geistes ignorieren, doch dann verhalten wir uns wie Wesen aus einer anderen Dimension, die jegliche menschliche Schöpferkraft leugnen und lieber nach evolutionären Erklärungen für seltsame Signaturen auf bestimmten irdischen Gegenständen suchen.

 Trotzdem viel Platz für Zufall und Physik

Nur was beweisen solche Signaturen? Sie beweisen lediglich, dass ein schöpferischer Geist hinter einem Werk steht. Welche schöpferische Tiefe dieses Werk hat, können wir anhand der Signatur nicht erkennen. Von daher sollten wir sehr vorsichtig mit unserer neuen Erkenntnis umgehen und nicht zu viel hineininterpretieren. Deshalb spreche ich auch bewusst nicht von Gottesbeweis sondern nur von Indizien für die Beteiligung eines schöpferischen Geistes. Diese Signatur ist ein weiteres Anzeichen dafür, dass unsere Welt alles andere ist, als eine seelenlose Maschine, deren Existenz ausschließlich dem Zufall und den Naturgesetzen zuzuschreiben ist. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass unser Schöpfer auf jedes noch so kleines Detail bewusst Einfluss genommen hat oder nimmt. Das ist genau dasselbe wie bei einem Künstler, der mit dem Pinsel zwar gezielt eine Kontur vorgibt, andererseits jedoch kaum Einfluss darauf nehmen kann, wie sich die Farbpigmente zwischen Pinsel und Leinwand verteilen. Das ist Zufall und Physik.

Zum Abschluss noch einen wunderschönen Kurzfilm in dem die Zahl Phi und ihr Vorkommen in der Natur veranschaulicht wird:

2 Gedanken zu „Gibt es eine Signatur des Schöpfers“

  1. Irrtum: DIN-Formate entsprechen nicht dem Goldenen Schnitt (= 1:1,618… , bzw. ~5:8), sondern dem manchmal sog. „Heiligen Schnitt“ (= 1: Wurzel 2 = 1:1,414…) – DESHALB (weil Wurzel 2 die Diagonale des Quadrats ist), lassen sie sich logisch, rationell, industriell und Rohstoff-sparend halbieren, im Gegensatz zu Goldenen Rechtecken (Dreiecken, Quadraten, Winkeln usw.), deren Fraktalisierung „organische“ Spiralen bildet, wie sie in der „irrationalen“ und „verschwenderischen“ Natur vorkommen: seltsam genug, daß die der Chaostheorie der chemo-physikalischen Naturgesetze gehorchende Materie Strukturen entwickelt, die mit der abstrakten mathematischen Logik des menschlichen Geistes nachzuvollziehen (oder zu überstülpen) sind…
    Der materialistische Rationalismus kann jedenfalls offenbar nicht das Ende der Fahnenstange sein…
    Ich stöber noch bißchen in Deinem Blog, in den ich zufällig über „Goldener Schnitt“ geraten bin – vielleicht bis demnächst.
    P.

    1. Herzlichen Dank für die Korrektur. Aber es ist dennoch möglich, auch Rechtecke, deren Seiten im Verhältnis des Golden Schnitts zueinander stehen, unendlich oft zu verkleinern, in dem man sie teilt. Diesmal aber eben nicht mittig wie bei den DIN-Formaten (das pass ja so überhaupt nicht zur Logik des Goldenen Schnitts) sondern im Verhältnis des Goldenen Schnitts. Auf der Homepage von Werner Brefeld ist das hervorragend erklärt http://www.brefeld.homepage.t-online.de/goldener-schnitt.html.

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