Ist der allumfassende Geist nun gut oder allmächtig?

Das Wichtigste in Kürze

Von göttlicher Allmacht ist im Alltag nichts zu merken. Egal welche Verbrechen Menschen an Gott begehen, er reagiert nicht. Hinzu kommt, dass sich die Naturgesetze nicht mit einem allmächtigen Schöpfer vereinbaren lassen. Auch wenn der allumfassende Geist nicht allmächtig ist, besitzt er Macht über das All, „All-Macht“. Der Gott der monotheistischen Religionen steht nicht wirklich für Güte sondern für Prüfung und Strenge, trotzdem glauben wir an einen guten, mitfühlenden Gott. Ein alles beseelender Gott spürt erst dann kein Leid, wenn kein beseeltes Wesen leidet, er tendiert somit zum Guten, doch steht er damit gleich für das Prinzip des absolut Guten?


Der Gott der Religionen sollte allmächtig sein

Programmierern stehen bereits heute für die Entwicklung virtueller Welten Werkzeuge zur Verfügung, mit denen sie alle denkbaren Formen allmächtigen Handelns realisieren könnten. Sollte Gott der Schöpfer unseres Universums im Sinne der religiösen Schöpfungsgeschichten sein, so müsste auch er über all diese Formen von Allmacht verfügen.

Gott schaut untätig zu

Doch das deckt sich in keiner Weise mit unseren persönlichen Erfahrungen. Zwar berichten alle Religionen von Wundern, aber diese stellen die Ausnahme, nicht die Regel dar. Auf eine gerettete Seele kommen Heerscharen von Märtyrern. Kein göttlicher Blitz schützt Kirchen, Moscheen, Synagogen und Tempel vor Schändung, Plünderung und Zerstörung. Gott schaut untätig zu, wenn in seinem Namen missbraucht, gefoltert und getötet wird und er schaut genauso untätig zu, wenn seine Gläubigen missbraucht, gefoltert und getötet werden. Egal ob Gott nun gut oder böse ist, aber irgendeine Reaktion sollte man von ihm schon erwarten können. Die Menschheit probiert schon seit Jahrtausenden hartnäckig alle denkbaren und undenkbaren Blasphemien aus, doch Gott reagiert nicht. Zumindest reagiert er nicht so, wie man es von einem allmächtigen Gott erwarten könnte.

Schöpfer ja, allmächtig nein

Im Beitrag „Kann es einen schöpferischen Geist geben?“ werden wir zudem sehen, dass ein wie auch immer gearteter Schöpfer nur dann mit den Erkenntnissen der Naturwissenschaften vereinbar ist, wenn er sich rein auf die Welt von Geist und Zufall beschränkt. Ohne Verletzung der Naturgesetze kann er nur dann Einfluss in der physischen Welt von Ursache und Wirkung nehmen, wenn er sich auf winzige Quanteneffekte beschränkt. Somit benötig er extrem lange Zeiträume um nennenswerte Veränderungen zu bewirken. Solch ein schöpferischer Geist kann zwar das Universum und die Evolution auf lange Sicht nach seinen Vorstellungen formen, doch mit dem Begriff von absoluter Allmacht hat das rein gar nichts zu tun.

Die mächtigste Kraft im Universum

Und dennoch, selbst wenn dieses schöpferische Wirken in unserem Alltag nicht wahrnehmbar ist, kann es trotzdem die größte Macht in unserem Universum sein. Es verhält sich hier ähnlich wie bei den Naturkräften. Wenn ich Sie frage, welche Kraft das Universum am stärksten beeinflusst, werden Sie sicherlich die Atomkraft nennen. Sie hält die Materie zusammen. Sie liefert die Fusionsenergie, die Sterne zum Leuchten bringt und mit deren Hilfe aus Wasserstoff alle bekannten Atome des Periodensystems entstehen. Ohne sie wäre es finster und eisig kalt im Weltall und es gäbe keinerlei Leben. Doch in Wirklichkeit wird das Universum von der schwächsten aller Kräfte geprägt, nämlich von der Gravitationskraft. Ohne sie wäre es nie zur Bildung von Gaswolken, Sternen und Galaxien gekommen. Mehr als Wasserstoffmoleküle hätten nicht entstehen können. Ihre Abstoßungskräfte hätten jegliche Fusion verhindert. Es ist diese sanfte Kraft, die unendlich große Gaswolken dazu bringt, sich zu Sternen zu verdichten, die das Gas so extrem komprimiert, dass überhaupt eine Kernfusion zünden kann und die letztendlich verhindert, dass diese Fusion die Sterne gleich wieder zum Explodieren bringt. Sie sorgt dafür, dass sich unser Planet um die Sonne dreht und nicht ins kalte All katapultiert wird, genauso, wie sie unsere Atmosphäre und alles was auf der Erde lebt auf ihr festhält.

Nicht allmächtig sondern „All-mächtig“

Und dennoch haben wir es mit einer Kraft zu tun, die, außer der Erdanziehung, in Ihrem Alltag völlig bedeutungslos ist. Wenn Sie zwei Murmeln in die Hand nehmen, werden diese sicher nicht aufgrund der Gravitation aufeinander zurollen. Nicht einmal die Kapitäne von Ozeanriesen müssen sich Gedanken machen, dass zwei Schiffe, die nebeneinander im Hafen liegen, aufgrund der Gravitation miteinander kollidieren könnten. Die Gravitation spielt im Kleinen nicht die geringste Rolle. Staub schwebt schwerelos durch die Luft, Fliegen krabbeln ohne Kraftanstrengung eine Scheibe hoch. Im Großen aber ist die Gravitationskraft unendlich mächtig. In letzter Konsequenz ist diese Kraft so stark, dass sie den Raum krümmt und wenn genug Materie zusammenkommt, diese zu einem schwarzen Loch zusammenpresst, in dem die Zeit stillsteht und aus dem nicht einmal mehr das Licht entfliehen kann. Und genau so müssen wir uns die Macht des Geistes aus der Welt der Quanten vorstellen; in unserem Alltag ohne echten Einfluss und dennoch beherrscht sie das gesamte Universum. Somit ist es die schwächste aller Naturkräfte die das All beherrscht, sie ist es, die Macht über das All hat, somit ist sie „All-mächtig“.

Prinzipien der „All-Macht“

Besonders spannend ist zudem die Tatsache, dass uns die Gravitation auch in einem anderen Zusammenhang schon einmal begegnet ist, nämlich als wir der Frage nachgegangen sind: „Kann das Universum einen Geist besitzen?“. Dort haben wir festgestellt, dass die Gravitation auch die Kraft ist, die Ordnung ins Chaos bringt, die alles im Universum vernetzt und das gesamte Universum somit in ein logisches System, in eine Art Gravitationscomputer verwandelt. Der Zufall aus der Quantenwelt hingegen ist die zweite, ähnlich schwache und doch zugleich „All-mächtige“ Kraft. Die Quanteneffekte sind es, die Kreativität und Innovation ermöglichen, aber vor allem sind sie es, die den Gravitationscomputer Weltall mit Geist und Seele erfüllen. Somit sind Gravitation und Zufall zwei Seiten ein und derselben Medaille, die gemeinsam für das Prinzip schöpferischer „All-Macht“ stehen.

Leider nicht allmächtig – aber vielleicht gut?

Trotz dieser schöpferischen „All-Macht“ müssen wir also annehmen, dass, ein wie auch immer gearteter schöpferischer Geist mit großer Sicherheit nicht allmächtig ist. Das mag für viele Gläubige schwer zu akzeptieren sein, doch andererseits löst sich damit der größte Widerspruch des Glaubens nämlich: „Wie kann es sein, dass ein guter und allmächtiger Gott das Böse in unserer Welt zulässt?“ Andererseits stellt sich die Frage, warum wir so begierig sind, es mit einem absolut guten Gott zu tun zu haben. Weder wir noch unsere Welt stehen für das Gute noch behaupten die meisten Religionen, dass Gott ausschließlich gut ist. Gerade die monotheistischen Gottheiten zeichnen sich durch Strenge, Rachsucht und Eifersucht aus. Betrachten wir doch unseren christlichen Gott, der alles andere als zimperlich ist und mit erlesener Grausamkeit straft. So löscht er nahezu die gesamte irdische Population mit der Sintflut aus, er vernichtet Sodom und Gomorrha und verlangt von Abraham, seinen Sohn zu opfern. Und in all diesen Fällen trifft es nicht nur Sünder, denn was ist mit all den unschuldigen Kindern, die dem göttlichen Zorn zum Opfer gefallen sind? Und selbst im wesentlich weniger blutrünstigen Neuen Testament, in dem Jesus die Liebe predigt, schickt der nun etwas gütigere Gott immerhin noch seinen leiblichen Sohn los, um ihn gegen dessen eigenen Wunsch („Vater, wenn Du es willst, so lass diesen Kelch an mir vorübergehen…“) aufs Bestialischste am Kreuz hinrichten zu lassen.

Das Paradies, ein einsamer Ort

Und für die Sünder unter uns kennt Gott nur ewige Qualen in der Hölle, die wir uns mit den sieben Todsünden recht zuverlässig einfangen. Und dabei handelt es sich nicht einmal um Kapitalverbrechen, wie Mord und Totschlag, sondern um so alltägliches, wie:

  1. Hochmut und Stolz,
  2. Geiz und Habgier,
  3. Wollust und Ausschweifung,
  4. Zorn und Rachsucht,
  5. Völlerei und Maßlosigkeit,
  6. Neid und Eifersucht,
  7. Trägheit und Ignoranz

Ich weiß nicht, wie es Ihnen dabei geht, aber ich bekomme die Sieben locker voll und muss dazu noch nicht einmal besonders weit in meine Vergangenheit zurückblicken. Meines Erachtens muss das christliche Paradies ein sehr einsamer Ort sein. Nein, es sind beileibe nicht unsere religiösen Wurzeln, die uns daran glauben lassen, Gott sei das absolut Gute. Wir erwarten das, weil irgendetwas tief in uns drinnen spürt, dass, wenn es einen Schöpfer gibt, dieser auch wirklich für das Prinzip des Guten stehen muss.

Selbst die Bösen wollen die Guten sein

Gehen wir zunächst einmal auf Indiziensuche. Was spricht dafür, dass der allumfassende Geist für das Prinzip des Guten steht? Zunächst ist da unser innerstes Bedürfnis selbst zu den Guten zu zählen. Wie wir im vorangegangen Beitrag festgestellt haben, wollen selbst Verbrecher irgendetwas ‚Gutes‘. In der Regel natürlich in Form von Geld, mit dem sie sich dann Anerkennung, Freiheit und selbstverständlich all die tollen Konsumdinge leisten können, die für ein gutes Leben stehen. Selten begehen diese Verbrecher ihre Taten ausschließlich nur für sich, meist soll dieses ‚Gute‘ auch ihrer Geliebten, ihre Familie oder ihrer Gang oder im Fall der Nationalsozialisten, ihrer Rasse zugutekommen. Es geht also nicht darum, böse um des Bösen willen zu sein, sondern das Gute für sich und die seinen zu erreichen, wobei man sich jedoch am Wohlstand oder der Existenz anderer bedient. In einer Welt, in der Politiker, Funktionäre, Finanzjongleure, Versicherungen und Konzernlenker dies zu einem durch Gesetze legalisierten Geschäftsmodell entwickelt haben, verwundert es wenig, dass bei vielen Verbrechnern das Unrechtsbewusstsein nur mangelhaft ausgeprägt ist. Und dennoch wollen wir alle irgendwie gut sein, zumindest zu denen, die uns etwas bedeuten.

Die Ich-bin-gut-Show genügt vollkommen

Natürlich kann man diesen Trieb zum Guten hervorragend mit evolutionären Gesetzmäßigkeiten erklären. Im Rudel, in der Sippe, im eigenen Clan bringt es Vorteile, wenn alle halbwegs gut miteinander umgehen. Man bringt sich nicht gegenseitig um, sorgt dafür, dass Kranke und Verletzte überleben und mit Teamgeist ist man bei Jagd und Krieg einfach erfolgreicher. Doch das erklärt noch lange nicht, warum wir trotzdem dieses innere, irrationale Bedürfnis haben, gut sein zu wollen und nicht einfach nur eine herzlose ‚Ich-bin-gut-Show‘ veranstalten. Sie meinen, man würde das sicher zu schnell merken, so wie bei all den smarten Vorstandsbossen mit Ihrem Haifischgrinsen? Es mag schon sein, dass Sie denen kein Wort glauben, andererseits sind aber gerade die ja trotzdem die Supererfolgreichen. Für mich ist das Beweis genug, dass eine zynische ‚Ich-bin-gut-Show‘ evolutionär völlig ausreichend wäre. Unser innerstes Bedürfnis gut sein zu wollen wird aus einer anderen Quelle gespeist.

Wahre Liebe ist evolutionärer Unsinn

Dann gibt es das Gefühl der reinen, asexuellen Liebe. Ein Gefühl, das weit über den evolutionär begründbaren Schutz von Jungtieren hinausgeht. Ich spreche von diesem warmen, innigen Gefühl, das bis zur Selbstaufgabe geht und bei dem Sex keine Rolle spielt. Das ist ein Luxus, der uns im harten Überlebenskampf eher Nachteile bringt. Dieses Gefühl können wir unseren Partnern, Eltern, Kindern und selbst unseren Haustieren entgegenbringen. Solange dieses Gefühl unseren Zusammenhalt und somit unser Überleben sichert, ist es sinnvoll und kann daher nur bedingt als Beweis für die Güte des allumfassenden Geistes dienen. Doch sobald eines dieser geliebten Wesen stirbt, sind wir von einer unheimlichen Trauer erfüllt, die uns lähmt und uns die Freude am Leben nimmt. Evolutionär ist das ein völliger Unsinn. Statt sich die nächste Sexualpartnerin zu suchen, verweigern wir uns. Statt einfach neuen Nachwuchs zu produzieren, verlieren wir die Lust am Sex. Statt uns ein neues Haustier zu kaufen, brauchen wir Jahre, bis wir uns wieder an dieses Abenteuer wagen. Nein, da ist etwas, das sich nicht rein mit Hilfe der Gesetze Darwins erklären lässt. Dieses Phänomen der reinen Liebe deutet somit auf etwas hin, das dem absolut Guten durchaus nahekommt.

Retten statt Grillen

Ein nächstes Indiz ist das Phänomen des Mitgefühls, des Mitleids auch mit anderen Geschöpfen. So lange Mitgefühl ausschließlich dazu dient, unsere Artgenossen am Leben zu erhalten, bringt das unserer eigenen Spezies einen evolutionären Vorteil. Doch wenn ich Mitgefühl mit den Tieren empfinde, die meine Nahrung darstellen oder ich sogar mit meinen Feinden mitfühle, dann macht das evolutionär überhaupt keinen Sinn. Sie könnten nun behaupten, dies sei alles nur ein fehlgeleiteter Impuls, der aus dem Drang hervorgeht, die eigene Art zu retten. Doch finden Sie es nicht seltsam, dass ein völlig fehlgeleiteter und unnützer Trieb deutlich stärker ist, als einer der beiden evolutionären Grundtriebe, jagen und Nachwuchs zu produzieren? Denn wer von uns wäre imstande, einem verletzten Häschen oder Eichhörnchen am Straßenrand den Garaus zu machen, um es daheim auf den Grill zu schmeißen? Wir kommen ja noch nicht einmal auf so eine Idee, stattdessen fahren wir Kilometerweit zur nächsten Tierklinik um das Kerlchen zu retten. Schon im Beitrag „. Kann ein Geist alle fühlenden Wesen beseelen?“ haben wir dieses Mitgefühl auch bei Ratten entdeckt. Und selbst bei freilebenden Wildtieren wird relativ häufig eine artenübergreifende Hilfsbereitschaft beobachtet. Werfen Sie doch einfach mal einen Blick auf folgende YouTube-Videos:

 Ein Flüstern das uns strahlen lässt

Unser Bedürfnis gut zu sein, das Phänomen der wahren Liebe und die Fähigkeit Mitgefühl zu empfinden, gehen deutlich über das kühle, evolutionäre Kalkül des „Survival of the fittest“ hinaus. Doch woher kommen diese Bedürfnisse? Wie schon im Beitrag „Wie real ist unser Geist?“ vermutet, ist das, was unseren bewusst erlebenden Geist ausmacht, eine Art göttlicher Funke. Gehen wir also davon aus, dass der allumfassende Geist jedes fühlende Wesen beseelt, so könnte dieser Drang zum Guten aus dieser Quelle gespeist sein. Eine, wie wir in einem späteren Beitrag noch sehen werden, leider sehr schwache Quelle, mehr wie ein Flüstern im Sturm als ein starker göttlicher Wille. Nur zu leicht fällt es uns, aufgrund von Gedankenlosigkeit, Gewohnheit, Zwang oder Hektik, dieses leise Flüstern der Güte zu ignorieren und hart und grausam zu sein. Aber dennoch ist es da, dieses Flüstern, das uns, gehen wir auf es ein, in liebenswerte und strahlende Wesen verwandelt. Ein wundervolles Beispiel hierfür ist die Weihnachtsgeschichte des Charles Dickens. Betrachten wir die Mächtigen dieser Welt, so haben die meisten von ihnen schon seit langem aufgehört, auf das Flüstern zu hören. Sie sind hart und stumpf geworden, sie versprühen kein warmes Strahlen sondern nur noch kaltes Grau. Der Funke ist erloschen.

Der mitfühlende Geist spürt unser Leid

Auf der anderen Seite haben wir es wortwörtlich mit einem mitfühlenden Geist zu tun. Jeder Schmerz, jedes Leid, das einem beseelten Wesen zugefügt wird, spürt auch der Geist, der uns beseelt. Hierzu zur Erinnerung noch einmal ein paar Zitate quer durch die Religionen:

  • Matthäus Evangelium: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“
  • Hinduismus: „Tat Tvam Asi – du und ich: wir sind eins, ich kann dir nicht wehtun ohne mich zu verletzen“
  • Ureinwohner Hawaiis: „Alles was Du der Natur antust, tust Du letztendlich auch Dir selbst an, denn alles ist eins!“

Und wie wir im Beitrag „Wie real ist unser Geist?“ festgestellt haben, ist aktives Bewusstsein ein Zeichen für den göttlichen Funken in uns. Dinge, die unbewusst ablaufen, dringen nicht zu diesem Geistigen das uns beseelt vor. Doch Schmerz und Leid sind so intensive Gefühle, dass sie sich mit Gewalt in unser Bewusstsein drängen, sogar in das Bewusstsein derer, die für das leise Flüstern des Mitgefühls schon lange nicht mehr empfänglich sind. Somit ist der allumfassende Geist ganz bei uns, wenn wir leiden und er leidet mit uns, er leidet durch uns, denn er spürt exakt das, was wir spüren und wie wir es spüren.

Zum Gutsein verdammt

Wenn der allumfassende Geist also mit jedem seiner Geschöpfe mitleidet – mitleiden muss – solange sie beseelt sind, dann sollte sein einziges Streben nur das nach Güte sein, denn mit Hass, Gewalt und Vergeltung, vergrößert sich nur das Leid, das er empfindet. Es hilft ihm auch nicht, einzelne Wesen zu bevorzugen und andere dafür leiden zu lassen. Leid wiegt immer schwerer als Wohlgefühl. Wir kennen das am eigenen Leib. Wenn wir einen stacheligen Igel aufheben sollen, ist es am intelligentesten, ihn mit beiden Händen gleichermaßen vorsichtig zuzufassen. Der Druck der Stachel verteilt sich somit auf alle Finger und der Schmerz lässt sich leicht ertragen. Wenn ich aber eine Hand bevorzuge und sie in Watte packe, während ich mit nur drei Fingern der anderen Hand zugreife und mich dabei heftig pikse, dann wird das Wohlgefühl der in Watte gepackten Hand sicher nicht die Schmerzen in der anderen Hand aufwiegen. Und so, wie wir bestrebt sind, Schmerz und Leid an jeder Stelle unseres Körpers zu vermeiden, so sollte auch der mitfühlende Geist bestrebt sein, dass es allen von ihm beseelten Wesen gut geht. Somit müsste genau das, was wir als das Gute definiert haben, ein Ziel eines alles beseelenden Geistes: Erst wenn alle Wesen die er beseelt und durch die er fühlt kein Leid oder Elend mehr empfinden, erst dann empfindet dieser Geist kein Leid und Elend mehr. Und je mehr Wesen von Freude und Glückseligkeit erfüllt sind, desto stärker ist auch die allumfassende Freude und Glückseligkeit.

Die Auflösung des größten aller Widersprüche

Daraus folgern wir, ein alles beseelender Geist müsste zwangsläufig zum Guten streben, was aber nicht bedeutet, dass er deshalb zwangsläufig für das absolut Gute stehen muss. Lesen Sie dazu mehr im  Beitrag „Wie sehr verantwortet der Geist das Leid?“. Doch eines steht jetzt schon fest, der Widerspruch „Wie kann es sein, dass ein guter und allmächtiger Gott das Böse in unserer Welt zulässt?“ hat sich aufgelöst. Denn unabhängig davon, wie absolut die Güte des Geistes nun auch sein mag, der schöpferische Geist ist mächtig aber mit Sicherheit nicht allmächtig. Und wenn ein noch so guter Geist nicht allmächtig ist, wird er auch das Böse nicht aus unserer Welt verbannen können.

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