Das Wichtigste in Kürze
Obwohl unser Gehirn leistungsfähiger als ein Supercomputer ist, bekommt unser Bewusstsein gerade einmal lächerliche 40 Bit an Fakten pro Sekunde mit. Die einzig wirklich verlässliche Realität ist unser bewusstes Erleben – alles andere, selbst unsere Sinneswahrnehmungen können Täuschung sein. Evolutionär ist Geist nicht nötig, seelenlose Bioroboter würden genügen. Unser Geist ist physikalisch nicht fassbar, er zählt zur Metaphysik. Er kommuniziert in der für alle Wesen verständlichen Ursprache.
Alles nur Einbildung?
Manche Behavioristen, Philosophen und Neurowissenschaftler behaupten, unser Ich, unser bewusstes Erleben sei nichts weiter als die Einbildung unseres Biocomputers Gehirn. Hintergrund ist, dass sich das, was unseren Geist ausmacht, nicht wissenschaftlich messen und erklären lässt. Bei jemand anderem können wir ja auch nicht feststellen, ob er tatsächlich fühlt und empfindet, oder ob er das nur behauptet. Theoretisch könnten wir es ja auch mit einem seelenlosen Computer zu tun haben, der nur so programmiert ist, als ob er fühlen würde. Wir hätten keine Chance das Gegenteil zu beweisen. Hinzu kommt, dass unser Bewusstsein ein winzig kleiner Funke im Vergleich zur Leistungsfähigkeit unseres Gehirns ist.
Unser Gehirn ein Hochleistungsrechner
Unsere Sinne Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Tasten liefern 11 Millionen Bit pro Sekunde an unseren Hochleistungsrechner Gehirn.
Schauen Sie sich folgendes 10-sekündiges Video an, und prägen sich bewusst möglichst viele Details ein, dann beantworten Sie bitte untenstehende Fragen.
Die 10 Sekunden sind um, Ihr Gehirn hat 110 Millionen Bit verarbeitet, das entspricht 13 Megabyte. Das im Video abgebildete Bild hatte 98 Kilobyte, also hätte Ihr Gehirn 137 dieser Bilder problemlos verarbeiten können. Mal schauen, was davon bis zu ihrem Bewusstsein vorgedrungen ist:
Kleiner Bewusstseinstest
Welchen Baustil haben die Säulen?
Was ist oben auf der Tempelkuppel?
o Kugel
o Tannenzapfen
o Engel
o Blüte
Wie viele Säulen hat der Tempel
o 8
o 10
o 12
o 16
Wie viele Menschen sind auf dem Bild gut zu erkennen?
o keine
o 2
o 4
o 7
Was ist zwischen Kuppel und Säulen
o nichts
o Steinring
o Figurenfries
o Zackenkranz
Sind Sie fertig? Dann scrollen Sie zur Auflösung nach unten.
Auflösung
Welchen Baustil haben die Säulen?
⊗ Ionisch
Was ist oben auf der Tempelkuppel?
⊗ Tannenzapfen
Wie viele Säulen hat der Tempel
⊗ 10
Wie viele Menschen sind auf dem Bild gut zu erkennen?
⊗ 4
Was ist zwischen Kuppel und Säulen
⊗ Zackenkranz
Leistungsfähiger als jeder Großrechner
Was? Sie haben nicht alle Fragen beantworten können? Was ist denn mit Ihnen los? An Ihrem Gehirn liegt es sicher nicht, das kann tatsächlich 11 Millionen Bit/s verarbeiten. Es ist leistungsfähiger als die meisten Großrechner. Sie können beispielsweise das Gesicht einer bekannten Person rasch in einer Menge erkennen. Kaum ein Großrechner schafft es, diese Aufgabe auch nur annähernd so schnell zu lösen. Während die Spracherkennung von Kundenhotlines nicht einmal einfache Worte versteht, können Sie auf einer lauten Party problemlos einem Gespräch folgen. Amazon setzt immer noch auf manuelle Lagerarbeiter, da sie flexibler und schneller sind, als vollautomatische Systeme.
Unser Bewusstsein bekommt nichts mit
Wo also liegt das Problem? Es ist unser Hochleistungsrechner Gehirn, die wohl komplexeste Struktur im Universum, die unser Bewusstsein gerade einmal mit 40 Bit/s versorgt! Mit anderen Worten 99,9996% aller Sinneswahrnehmungen gehen an unserem Bewusstsein vorbei! Unser Bewusstsein ist gerade mal so viel wie ein Stück Zucker in einer vollen Badewanne. Kein Wunder also, dass Sie die oben gestellte Aufgabe nicht lösen konnten. Und auch kein Wunder, dass Benjamin Libet und die anderen Forscher mit ihren Hirnstrommessungen auf der Suche nach unserem freien Willen gescheitert sind.
40 Bit Bewusstsein, weniger ist nichts!
Es stellt sich die Frage, warum ist unser Bewusstsein nur so ein winziger Hauch? Dazu sollten wir uns einmal vor Augen halten, wie wenig diese 40 Bit überhaupt sind. Der untenstehende Smiley besteht aus 38 Bildpunkten, mehr kann unser Bewusstsein pro Sekunde nicht verarbeiten.
An der Leistungsfähigkeit unseres Gehirns liegt es wie wir gesehen haben nicht. Evolutionär lässt sich das auch nicht erklären. Was soll es für einen Vorteil bringen, dem Bewusstsein, das einem Supercomputer innewohnt, nahezu alle Informationen vorzuenthalten? Das Bewusstsein eines Hundes, eines Wellensittichs oder eines Kalmars wird ebenfalls kaum weniger als 40 Bit/s verarbeiten, denn deutlich weniger ist nichts!
Ein Selbstversuch
Um uns selbst etwas klarer zu werden, ob wir uns unser Ich und diesen winzigen Hauch Bewusstsein nur einbilden oder nicht, wollen wir es mal mit einem Selbstversuch probieren. Am besten suchen Sie sich einen ruhigen, bequemen und abgedunkelten Platz um zu Ruhe und Entspannung zu kommen. Wir wollen uns nun auf eine Phantasiereise in eine andere Welt wagen. Stellen Sie sich vor, dass dort völlig andere Naturgesetze gelten. Alles, was wir in der Schule gelernt haben, hat hier keine Gültigkeit. In dieser Welt regiert eine völlig andere Physik, Chemie und Biologie. Kein Wunder, dass hier unsere Sinne ihre Wirkung verlieren. Sowohl Sehen als auch Hören, Riechen, Tasten, Schmecken selbst das Fühlen bleibt uns versagt. Genauso wie in einem dunklen Floating-Tank in dem wir sanft in körperwarmem Wasser schweben. Es ist so, als würde unser Körper verschwinden, denn ohne Sinne können wir auch nicht spüren, wo die Grenzen unserer Physis sind. In dieser Welt verblassen auch unsere Erfahrungen und Erinnerungen, so wie in einer tiefen Meditation in der wir unseren Geist vollständig leeren. Letztendlich hört auch unser Verstand auf zu arbeiten, denn ohne Erinnerungen und ohne äußere Einflüsse ist da nichts, worüber wir nachdenken können. Und dennoch sind Sie noch da. Als reines Bewusstsein, ohne Werten, ohne Denken, das hellwach den Echos unserer Gedanken lauscht. Das ist ein Zustand den Sie vielleicht sogar schon erlebt haben, kurz vorm Einschlafen, oder morgens, wenn Sie bereits wach sind und dennoch zu müde um auch nur einen Finger zu bewegen oder im Zustand tiefer Meditation. Das, was Sie in so einem Zustand spüren, ist nichts als die reine Essenz Ihres Geistes.
Unser Geist ist die einzig verlässliche Wahrheit
Und diese reine Essenz unseres Geistes ist das einzige auf das Sie sich als absolute Wahrheit verlassen können. Selbst anerkannte Naturgesetze können irren. Denken Sie nur an die Gesetze der Aerodynamik auf die wir uns alle blind verlassen, wenn wir ein Flugzeug betreten. Und dennoch sind diese Gesetze nicht in der Lage, zu erklären, warum die Hummel fliegen kann. Auch unsere Sinne können uns betrügen. Was ist mit all den optischen Täuschungen und Zaubertricks auf die wir hereinfallen? Nicht alles was wir sehen können wir als wahr glauben. Ähnliches gilt für unsere Erinnerungen. Wie viel haben wir aus unserer Kindheit schon vergessen? Wie oft haben wir etwas vergeblich gesucht, obwohl wir uns sicher waren, es an exakt dieser Stelle abgelegt zu haben? Und selbst unser Verstand ist alles andere als zuverlässig. Wie oft mussten wir schon peinlich berührt zugeben, dass wir uns getäuscht haben? Ein paar Bier und schon verändert sich die Wahrnehmung unserer Realität. Ganz zu schweigen davon, was Drogen mit unserem Verstand anrichten können. Und dennoch bleibt etwas an uns unverfälschlich. Es ist die Tatsache unseres individuellen Erlebens. Nur wir sind in der Lage, durch unsere Augen zu sehen, nur wir wohnen diesem Körper inne, nur wir sind es, die gerade diese Zeilen lesen und verstehen. Selbst während des verrücktesten Alptraums der mit uns genau das anstellt, wie die oben beschriebene Phantasiereise, bleibt uns immer noch unser individuelles Erleben. Glauben Sie daher niemandem der Ihnen weismachen möchte, dass eben diese einzig verlässliche Wahrheit ihrer Existenz reine Einbildung sei.
Bewusstes Erleben ist unnötig
Das mag recht spitzfindig klingen, ist es aber nicht. Aus Sicht der Evolution wäre unsere belebte Welt durchaus auch ohne bewusstes Erleben denkbar. Nichts anderes ist eine vollautomatische Fabrik voller Roboter und Computer. Alles was die reine Überlebensfunktion von Mensch und Tier ausmacht, ließe sich durch seelenlose Maschinen ersetzen. Es ist eben diese Fähigkeit zu empfinden, die uns von einer Maschine unterscheidet. Wir können Computer komponieren oder Musikstücke erkennen lassen, doch werden sie nie den Zauber lebendiger Musik empfinden. Nie wird einem Roboter beim Klang einer Arie eine Gänsehaut über den virtuellen Rücken laufen oder ihm gar Tränen in die Kameraaugen treiben. Und das liegt nicht an fehlenden Tränendrüsen sondern an fehlenden Gefühlen. Gefüttert mit allen Daten über einen schönen Sommertag werden Elektronengehirne nie das Strahlen der Sonne erblicken. Genauso wenig wird im seelenlosen Inneren eines Computers das Klappern von Tassen und der Duft von Kaffee und frischen Brötchen einen ganz bestimmten Morgen in einem Pariser Bistro zum Leben erwecken können.
Wo versteckt sich der Geist?
Wieso sind wir so fest davon überzeugt, dass ein Computer nicht in der Lage ist, Musik oder einen Sonnentag zu erleben? Im Universum kennen wir zwei gegensätzliche Prinzipien. Das eine ist Ursache und Wirkung, das andere ist der Zufall. Zu Zeiten der Aufklärung war man der festen Überzeugung, dass es genügen müsste, alle physikalischen Parameter des Universums zu kennen um dann anhand von physikalischen Formeln jede beliebige Zukunft oder Vergangenheit berechnen zu können. Damals gab es noch keine Großrechner und so musste ein Überwesen, der sogenannte Laplacesche Dämon für diese Berechnungen herhalten. Fakt ist aber, solange wir ein System haben, in dem alles ausschließlich nach Ursache und Wirkung abläuft haben wir nichts anderes als ein Uhrwerk. In einem Computer wird ein- und dieselbe Berechnung stets zum gleichen Ergebnis führen. Hier ist kein Platz für das Spontane, das Individuelle, den Geist. Wir haben es mit einer kalten, seelenlosen Maschine zu tun. Es fehlen eben all die Phänomene, die sich nicht mit Formeln beschreiben lassen, wie das Erleben von Individualität, Kreativität und Gefühlen. Heute wissen wir, dass unser Universum kein berechenbares Uhrwerk ist. Es gibt absolut zufällige, nicht kalkulierbare Effekte, die eine solche Berechenbarkeit unmöglich machen. Und genau in diesen zufälligen Prozessen wie z.B. dem weißen Rauschen vermuten heutige Forscher so etwas wie Bewusstsein vorzufinden. Im Global Consciousness Project wird in Princeton seit 1998 anhand von Zufallsgeneratoren versucht, globales Bewusstsein nachzuweisen. Angeblich konnte bei großen emotionalen Vorfällen, wie bei den Anschlägen des 11. Septembers tatsächlich eine Veränderung des weißen Rauschens beobachtet werden.
Die reine Metaphysik
Eines jedoch steht fest, unser individuelles Erleben lässt sich nicht mit den Mitteln der klassischen Physik erklären. Es steht somit außerhalb bzw. jenseits der Physik, auf Griechisch ist das metá phýsis also nichts anderes als Metaphysik. Wenn wir also je Zweifel daran hatten, dass es überhaupt so etwas wie Metaphysik gibt, so ist die Tatsache unseres eigenen bewussten Erlebens der beste Gegenbeweis.
Die Fähigkeit zu erleben ist nichts anderes, als der „göttliche“ Funke, der allem Leben innewohnt.
Welche Sprache spricht der Geist?
Und wenn unser Geist ein „göttlicher“ Funke ist, macht plötzlich auch unser winziger Hauch Bewusstsein Sinn. Statt den allumfassenden Geist, der uns erfüllt, mit unnötigen Details zu überschwemmen, kommen wirklich nur die allerwichtigsten Botschaften an. Doch wie können wir uns diese Botschaften überhaupt vorstellen? Obwohl der obige Smiley nur aus 38 Bildpunkten besteht, kann niemand von uns diese Zahl innerhalb der Sekunde in der wir ihn erfassen ermitteln. Wir müssen zählen oder rechnen. Beides dauert mindestens 10 Sekunden. Anders aber ist es bei den Emotionen die der Smiley ausdrückt, die erkennen wir bereits innerhalb einer zehntel Sekunde.
Noch ein Bewusstseinstest
Offensichtlich funktioniert das Bewusstsein und somit auch unser Geist nicht mit Fakten. Prüfen wir einmal was passiert, wenn wir nicht nach Fakten sondern nach Emotionen, Bildern und Archetypen fragen:
Welche Stimmung herrscht im Bild vor?
o Hektik
o Frieden
o Angst
o Hoffnungslosigkeit
Was ist das für ein Bauwerk?
o Hütte
o Villa
o Tempel
o Hochhaus
Wo steht das Bauwerk?
o Wüste
o Park
o Straßenkreuzung
o am Meer
Welches Wetter hat es?
o Tristes Novemberwetter
o Schnee
o Sonnenschein
o Gewitter
Was für ein Bild ist es?
o Foto
o Ölgemälde
o Kinderzeichnung
o Grafik
Hätten Sie auch nur einen Fehler gemacht? Wohl kaum. Um diese Fragen korrekt beantworten zu können hätte es genügt, das Bild nur Sekundenbruchteile lang anzuschauen.
Der Ursprache auf der Spur
Langsam kommen wir der Sprache des Geistes und somit der Ursprache auf die Spur. Bereits die Bibel macht sich Gedanken, ob es eine gemeinsame Ursprache gab und erklärt die Vielfalt unserer heutigen Sprachen mit der babylonischen Sprachverwirrung. Doch welche Sprache soll das gewesen sein? War es adamitisch, eine eigene Sprache von Adam und Eva? War es das Ägyptisch-Koptische oder Hebräisch? Wohl kaum, es muss eine universale Sprache sein, die auch unser heutiger Geist problemlos versteht! Wir können das direkt an uns selbst erleben. Welche Sprache spricht unser Geist, wenn uns beispielsweise ein Wort nicht einfällt? Wenn wir einen Zusammenhang erklären wollen und uns die Worte fehlen? Würde unser Geist in Worten denken, so käme es nie vor, dass uns selbige fehlen. Bevor wir das, was wir sagen wollen, in Worte fassen ist nämlich die Idee dafür bereits vorhanden. Zu diesem Zeitpunkt ist es eine Sprache der Bilder, der Zusammenhänge und der Gefühle. Der große Philosoph Immanuel Kant, dessen Wortgewalt den heutigen Leser überfordert, trifft es perfekt wenn er sagt: „Es lebe also die Philosophie aus Gefühlen, die uns gerade zur Sache selbst führt!“
Wir beherrschen die Ursprache immer noch
Und das Faszinierende ist, wir können uns mit dieser Ursprache auch heute noch hervorragend verständigen. Laut dem US-amerikanischen Psychologen Albert Mehrabian kommunizieren wir nur zu 7% über den sprachlichen Inhalt, 38% wird über den stimmlichen Ausdruck vermittelt und 55% durch Körpersprache. Natürlich können wir ohne die 7% keine komplexen Inhalte erklären, aber die wichtigsten zwischenmenschlichen Botschaften lassen sich viel besser nonverbal austauschen. Auch wenn wir nicht die Sprache der Tiere sprechen, können wir dennoch ihre Gefühle spüren (fröhlich, zutraulich, traurig, aggressiv) und diese Ursprache ist letztendlich Voraussetzung dafür, dass wir unseren tierischen Freunden etwas begreiflich machen und beibringen können.
Wie fühlt sich eine Formel an?
Offensichtlich sind nicht Worte und Fakten sondern Gefühle und Bilder die Sprache unseres eigenen Bewusstseins und letztendlich der Verbindung hin zum allumfassenden Geist. Selbst das Lösen mathematischer Gleichungen gipfelt in Gefühlen. Ein mathematisch begabter Mensch erfährt dabei Befriedigung, „Er-Lösung“ oder ein stimmiges Gefühl (das Ergebnis stimmt). Jemanden mit Rechenschwäche wird hingegen ein Gefühl von Unsicherheit, Verwirrung oder Hilflosigkeit überkommen.