Wie kann der Geist unseren Körper beeinflussen?

Das wichtigste in Kürze

Um den göttlichen Funken, also bewusstes Erleben zu ermöglichen ist in unseren Zellen ein Übergang in die Quantenwelt nötig. Das ist jedoch aufgrund der gewaltigen Größe und Komplexität von Zellen im Vergleich zu Quanten eher unwahrscheinlich. Derzeit gibt es mehrere, experimentell kaum untersuchte Theorien zur Funktionsweise des sogenannten Quantenbewusstseins. Am überzeugendsten ist dabei die Fähigkeit von Sehzellen, einzelne Quanten in Form von Photonen wahrzunehmen.


Zu groß für den göttlichen Funken

Wenn unser Bewusstsein, unsere Seele ein göttlicher Funke sein soll, dann würde das bedeuten, dass unser makroskopischer Körper in irgendeiner Form mit einem Geist außerhalb der materiellen Welt in Verbindung stünde. Doch wie soll das funktionieren? Wir gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass irgendwo in unserem Gehirn irgendein metaphysischer Empfänger sitzt, der diese Herausforderung bewältigt. Doch ganz so einfach ist es nicht, denn unser Körper gehört dem Makrokosmos an. Selbst eine mikroskopisch kleine Zelle ist im Vergleich zu Botschaften aus der metaphysischen Welt der Quanten – und hier vermuten wir ja die Ursache für den Geist – nahezu unendlich groß.

Unbedeutender, als ein Sack Reis

Wie wir im Beitrag „Kann ein Geist alle fühlenden Wesen beseelen?“ bereits gesehen haben, ist eine Zelle aus Sicht von Atomen groß wie eine Millionenstadt. Nun sind für Quanten bereits Atome riesige Objekte. Ein Photon ist im Vergleich zur „Großstadt“ Zelle nicht mehr, als ein winziges Reiskorn. Nun wissen wir, dass selbst das Umfallen eines ganzen Sacks voll Reis in einer Großstadt keine Reaktionen hervorrufen wird. Was soll dann erst ein winziges Reiskorn ausrichten?

Theorien zum Quantenbewusstsein

In einer halbwegs allgemeinverständlichen Übersicht hat Prof. Günther Ewald einige der plausibelsten Theorien zusammengetragen, wie eine Kommunikation zwischen masseloser Quantenwelt und der materiellen Struktur unseres Gehirns möglich ist.

1. Wahrscheinlichkeitsfelder der Vesikelöffnung

Der australische Hirnforscher und Nobelpreisträger John C. Eccles hat in seinen Arbeiten Lösungen für die Problematik gesucht, dass “materiefrei” auch “energiefrei” bedeutet. Er sah eine mögliche Lösung in der Tatsache, dass bei der Weitergabe elektrischer Impulse in den Endknöpfchen der Nervenzellen (den sogenannten Vesikelöffnungen) Wahrscheinlichkeitsfelder und somit Quantenprozesse eine Rolle spielen und deren Veränderung energiefrei ist. Somit könnte an der Schnittstelle zwischen den Nervenzellen der gesuchte Quantenempfänger sitzen.

2. Die Hameroff-Penrose-Theorie

Eine andere Theorie haben der amerikanische Hirnbiologe Stuart Hameroff und der englische Physiker Roger Penrose bereits in den 90er Jahren entwickelt, nach der das Bewusstsein durch Quanteneffekte an winzigen Eiweißröhrchen (Mikrotubuli) in den Gehirnzellen ausgelöst wird. In ihrer als „Orch-OR“ bezeichneten Theorie sollen die Mikrotubuli innerhalb von Zellen aufgrund ihres geringen Durchmessers von etwa 20 Nanometern auf so genannte Quantenkohärenzen (orchesterartige “Zusammenklänge” von Quantenschwingungen) reagieren können. Mittlerweile ist die Orch-OR-Theorie noch einmal grundlegend aktualisiert und in einer Fachpublikation von Hameroff und Penrose ausführlich besprochen worden (hier finden Sie einen kostenlosen Download der Publikation).

3. Der Quanten-Zenon-Effekt bei Stapp

Der Physiker Henry Stapp hat die Verflechtung von Beobachter und Beobachtetem bei quantenphysikalischen Experimenten aus neurologischer Sicht untersucht. Stapp geht davon aus, dass der Geist über den sogenannten Quanten-Zenon-Effekt auf das Gehirn wirkt. Beim Quanten-Zenon-Effekt kann der Ablauf eines Quantensystems durch kurz aufeinanderfolgende Beobachtungen festgehalten werden. Stapp geht davon aus, dass sich damit erklären lässt, wie durch Konzentration ein Gedanke bewusst gemacht werden kann ohne dass er sofort wieder vergessen wird.

4. Chaostheoretischer Ansatz

Der Frankfurter Neuroforscher Wolf Singer sieht eine Besonderheit im Gehirn in seiner nichtlinearen Komplexität. Denkvorgänge in einem neuronalen Netz lassen sich nicht durch klassische mathematische Gleichungen (lineare Gleichungen) beschreiben. Damit gilt für die mathematische Betrachtung von geistigen Prozessen die Chaostheorie. Chaotische Prozesse neigen aber dazu, dass sie sich aufgrund kleinster Einflussfaktoren hin zu diametral unterschiedlichen Zuständen entwickeln können. Dieser als Schmetterlingseffekt bekannte Effekt geht davon aus, dass theoretisch der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen könnte. Auf die chaotischen Prozesse im neuronalen Netz unseres Gehirns übertragen bedeutet das, selbst einzelne Quanten müssten ausreichen, um eine bewusste Handlung auszulösen.

Über die Liste von Prof. Ewald hinaus habe ich bei meinen Recherchen noch zwei weitere Ansätze pro quantenphysikalischer Verknüpfung von Gehirn und Geist gefunden:

5. Die Proteinverstärker des Bruce Lipton

Es gibt noch einen weiteren, bisher wenig beachteten Ansatz, der aber meines Erachtens mindestens genauso relevant ist, wie die zuvor gelisteten. Er stammt vom Zellbiologen Bruce Lipton. In seinem Buch Intelligente Zellen zeigt er auf, wie riesige Proteinmoleküle durch winzige Ladungsänderungen und sogar durch Quanteneffekte an ihren Enden ihre Form schlagartig und grundlegend verändern können. Nun sind Proteine die zentralen Schaltstellen in unseren Zellen. Sie müssen sich Proteine als molekulare Maschinen vorstellen, die Stoffwechselprodukte transportieren, chemische Reaktionen katalysieren, Signalstoffe erkennen und sogar für unsere Muskelbewegungen verantwortlich sind. Wenn Sie den Wasseranteil einer Zelle entfernen, dann besteht die verbleibende Zellsubstanz zur Hälfte aus Proteinen. Sie sind somit Hauptbestandteil der Zelle. Aus ihnen bilden sich die wichtigsten Zellstrukturen und sie sind an nahezu allen Aktivitäten innerhalb der Zelle und auch nach außen hin entscheidend beteiligt. Somit haben Proteine einen ungleich stärkeren Einfluss auf unsere Zellen, als die Mikrotubuli, die ihrerseits übrigens auch wieder aus Proteinen bestehen (siehe oben die Hameroff-Penrose-Theorie).

Am Ende ein Quantenverstärker

Dabei ist bemerkenswert, dass die Steuerung der Proteine über ihre ladungssensitiven Enden erfolgt, die dabei wie ein Verstärker funktionieren. Geringste Veränderungen können beispielsweise zum Zusammenrollen eines stäbchenförmigen Proteins führen. Das ist so, wie bei diesen Schnappbändern für Fahrradfahrer mit denen Hosenbeine gesichert werden. Da genügt ein leichtes Antippen und das flache Band rollt sich schlagartig um den Knöchel. Das Spannende daran ist nun, dass sich das experimentell ermittelte Proteinverhalten nicht mit klassischen Modellen sondern nur mit der Mathematik der Quantenmechanik berechnen lässt. Mit anderen Worten, die Prozesse in unseren Zellen können an entscheidender Stelle durch Quanteneffekte beeinflusst werden.

Wo die Gefühle entstehen

Das bedeutet natürlich nicht, dass Proteine Gefühle empfinden. Vielmehr verhalten sie sich als eine Art Antenne hinüber in die geisterhafte Welt der Quanten. Wenn, dann entstehen Gefühle in unseren Zellen. Was auch erklärt, warum sich die Fähigkeit, Gefühle zu empfinden, in unterschiedlichsten Tiergattungen jeweils parallel entwickeln konnten, ähnlich wie die Fähigkeit zu sehen (siehe dazu auch „Ist der schöpferische Geist mit der Evolutionstheorie vereinbar?“). Zum anderen finden wir bei Zellen alle Eigenschaften eigenständiger Lebewesen vor. Daher tendiere ich ganz klar dazu, auch ihnen prinzipiell Gefühle zuzuschreiben. Beachtenswert finde ich in diesem Zusammenhang das Buch „Wie einzigartig ist der Mensch“ über die Evolution von Gehirn und Geist des Neurobiologen Gerhard Roth, der darlegt, dass Einzeller zwar kein Nervensystem besitzen, aber von der Informationsaufnahme und deren Verarbeitung höheren Lebensformen gleichen, sie haben sogar ein Gedächtnis und sind alles andere als reine Reflexmaschinen.

6. Der Ein-Photonen-Effekt

Egal, welcher Mechanismus den Zellen nun tatsächlich den Übergang in die geistige Welt der Quanten ermöglicht. Ihr Auge tut es auf jeden Fall gerade in diesem Moment, in dem Sie diese Zeilen lesen. Ein menschliches Auge ist in der Lage, bei absoluter Dunkelheit bereits das Auftreten eines einzigen Photons wahrzunehmen. Nun sind aber Photonen masselose Teilchen, die dem Reich der Quanten zuzuschreiben sind. Allein diese Tatsache beweist, dass unsere Zellen prinzipiell in der Lage sind, winzigste Quantenbotschaften zu empfangen und beliebig zu verstärken.

Licht als Quelle von Spiritualität

Dabei ist bemerkenswert, dass dem Licht eine besondere spirituelle Funktion beigemessen wird. So war ganz zu Beginn das Schöpfungswort: „Fiat Lux“ – es werde Licht. Auch war der Sonnengott in zahlreichen Religionen die höchste Gottheit (z.B. bei Ägyptern und Inkas). Engel werden als Lichtgestalten beschrieben (aber auch der gestürzte Engel Luzifer, dessen Name Lichtbringer bedeutet). Das Lebenslicht, das verlischt, wenn die Seele den Körper verlässt und das Licht am Ende des Tunnels dem unsere Seele bei Nahtoderfahrungen entgegenstrebt. Und wenn wir eine göttliche Eingabe haben, sprechen wir von einer Erleuchtung. Laut Kabbala ist Licht spirituelle Essenz, es ist die Eigenschaft des Einen, der uns geschaffen hat – des Schöpfers.

Wir müssen wissen, wo wir zu suchen haben

Die Funktionsweise, wie unsere Augen diese einzelnen Lichtquanten wahrnehmen können, ist sehr genau erforscht, denn alles, was wir zum Verstehen dieses Prozesses benötigen, ist bekannt: das Medium, nämlich sichtbares Licht, die Quelle, z.B. ein Bildschirm, als auch die Empfänger auf zellulärer Ebene, das sind die Sehzellen der Netzhaut in unserem Auge. Ohne diese Kenntnis hätten wir sicher niemals verstanden, wozu der Farbstoff Rhodopsin und die Ionenkanäle in den Stäbchenzellen unserer Netzhaut dienen. Sollte es in unserem Gehirn Rezeptoren für geistige Quantenbotschaften geben, wird es uns daher nicht möglich sein, sie zu finden, ohne dass wir genau wissen, wonach wir überhaupt suchen müssen.

Quanteneffekte und strahlende Kinderaugen

Was wir aber sicher sagen können ist, dass Quanteneffekte bei den Funktionen innerhalb von Zellen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Es dominieren Prozesse der klassischen Elektrochemie. Nur wenn diese ausbleiben, können Quanteneffekte überhaupt zum Tragen kommen. Je mehr wir unseren Geist mit Medien, Genussmitteln und den starren Programmen des rationellen Denkens blockieren, desto weniger Chance besteht, Botschaften aus der Quantenwelt und somit auch vom allumfassenden Geist zu empfangen. Das deckt sich mit der Tatsache, dass Erleuchtungsmomente vor allem in Phasen innerer Ruhe und Meditation auftreten. Dies ist ganz anders bei Kindern, die viel intensiver erleben und die weit öfter das Gefühl von Einheit mit Gott und der Welt erfahren. Dies liegt vor allem daran, dass sie über nur wenig eingefahrene Denkprozesse und abstumpfende Erfahrungen verfügen. Das ist auch der Grund für die leuchtenden Kinderaugen, die mit zunehmendem Alter immer seltener strahlen.

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