Was ist nun der Sinn unseres Lebens?

Das Wichtigste in Kürze

Ohne ein höheres Wesen gibt es keinen echten Sinn. Ein alles beseelender, mitfühlender Geist lässt sich tatsächlich mit den Naturgesetzen vereinbaren. Im Sinne eines mitfühlenden Geistes gilt es, Schmerz und Leid zu verhindern und so viel Freude und Liebe wie möglich zu verbreiten. Dies ist auch die Basis für den Sinn des Lebens, nämlich das Hier und das Jenseits dem Paradies einen Schritt näherzubringen.


Wir hatten den Sinn verloren

Bisher war es für uns Menschen nahezu unmöglich, einen echten Sinn im Leben zu finden. Die Naturwissenschaften erklären zwar die Funktionsweise unserer physischen Welt, aber der einzige Sinn den sie uns anbieten, ist die Arterhaltung. Auf der anderen Seite haben wir die Religionen, deren Antworten auf die Sinnfrage nur so vor Widersprüchen strotzen und so gar nicht zu unseren wissenschaftlichen Erkenntnissen passen. Während dieses Blogs haben wir daher ein völlig neues Bild eines allumfassenden Geistes erlangt, das im Einklang mit den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen steht. Wir haben einen mitfühlenden, alles beseelenden Geist aus der Quantenwelt entdeckt, der vermutlich dank Kreativität und Hartnäckigkeit die treibende Kraft hinter der Schöpfung sein kann. Gemeinsam mit der Evolution, die sich strikt an die Gesetze von Ursache und Wirkung hält, scheint es ihm gelungen zu sein, aus dem Nichts ein materielles Universum voller Leben zu erschaffen.

Sinn dank eines mitfühlenden Geistes

Während für die Evolution Schmerz nichts als ein praktisches Mittel zur Vermeidung von Verletzungen ist und somit zur Arterhaltung dient, muss der mitfühlende Geist all das damit verbundene Leid und Elend ertragen. Doch so groß die Macht des schöpferischen Geistes über Äonen hinweg auch sein mag, von seinem metaphysischen Reich aus kann er kaum etwas gegen all das Leid im Hier und Jetzt tun. So könnte es ein zentrales Ziel der Schöpfung sein, Wesen hervorzubringen, mit deren Hilfe der allumfassende Geist direkt in unsere Welt eingreifen kann. Der Mensch ist dabei wohl nur eine erste Vorstufe dieser Wesen. Gottglaube, Sendungsbewusstsein, Gebete, um mit Gott in Kontakt zu treten und das Bedürfnis Gutes zu tun sind Indizien für diesen Einfluss. So schwierig es bisher für uns war, einen Sinn im Leben zu finden, wird dieser klar ersichtlich, wenn wir unser Leben aus Sicht dieses alles beseelenden, mitfühlenden Geistes betrachten.

1. Sinn: Unterlasse, was Schmerz & Leid bringt

Wir haben es mit einem Geist zu tun, der jedes Leid, jeden Schmerz mitfühlt – mitfühlen muss. Wenn wir also ein Leben führen, das Leid und Schmerz zur Folge hat, sei es bei unseren Nächsten oder aber bei anderen fühlenden Wesen (das sind nahezu alle Tiere aber auch höhere Bewusstseinsformen wie z.B. Völker oder die Biosphäre), dann kann das nicht im Sinne des allumfassenden Geistes sein. Mit anderen Worten müssen wir uns so verhalten, dass wir möglichst keinen Schmerz und kein Leid verursachen. Falls das nicht möglich ist, sollten wir versuchen, den Schmerz und das Leid, das wir durch unser Handeln verursachen, so gering wie möglich zu halten.

Globale Verschlimmerung aber auch Hoffnung

So simpel es klingt, dieses sinnstiftende Prinzip ist alles andere als leicht zu realisieren. Ganz klar geht daraus hervor, dass wir niemanden physisch quälen oder seelische Schmerzen zufügen dürfen. Bitter ist, dass wir in den letzten Jahren weltweit eine dramatische Verschlimmerung beobachten und das vor allem seitens religiöser Fanatiker. Es ist schon absurd, dass diese sogenannten Gläubigen die vom allumfassenden Geist beseelten Wesen und somit indirekt, das was ihrem Gott am nächsten kommt in seinem eigenen Namen aufs Grausamste quälen. Andererseits hat sich gerade in einem so säkularen Land wie Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten ein gewaltiger Bewusstseinswandel vollzogen. In meiner Kindheit war es völlig okay, dass unsere Mütter den neuen Wohlstand der Wirtschaftswunderzeit mit Pelzmänteln und Elfenbeinschmuck zur Schau gestellt und unsere Väter uns den Anstand mit dem Rohrstock eingebläut haben. Heute ist beides absolut Tabu und das ist auch gut so.

Fast jede Handlung verursacht Leid

Dennoch verbreiten wir auch heute noch mit fast jeder unserer Handlungen irgendwo auf der Welt Leid und Elend. Was ist mit den Kinderarbeitern, die in indischen Fabriken Fußbälle von Hand nähen müssen, damit wir uns für kleines Geld am Bolzplatz vergnügen können? Was ist mit den Hennen, die für unser billiges Frühstücksei unter jämmerliche Bedingungen in Legebatterien ausgebeutet und wenn sie ihr Soll nicht mehr erfüllen, geschlachtet werden? Was ist mit den Urwaldtieren am Amazonas, die für unseren schicken Dielenboden ihre Heimat und ihr Leben verlieren? Selbst so etwas Harmloses wie ein Sonntagsausflug mit dem Auto hinterlässt Leid und Elend in Form von zahllosen getöteten Insekten an unserer Windschutzscheibe und so manch einem totgefahrenen Igel oder Vögelchen. Ganz zu schweigen von den dadurch verursachten Umweltschäden, die bei der Rohölgewinnung beginnen und beim Abschmelzen der Polkappen aufgrund unserer CO2-Emission enden. Da stellt sich dann doch die Frage, wie weit wollen und können wir mit unserer Rücksichtnahme gehen?

Sollen wir stubenhockende Veganer werden?

Sicherlich ist hier der Weg der Jain-Mönche lobenswert, die sich ausschließlich so ernähren, dass keine Tiere und Pflanzen dafür sterben müssen und die, wenn sie überhaupt das Haus verlassen, mit Besen alle Tiere vor ihren Füßen wegkehren um sie nicht zu zertreten. Doch ich glaube kaum, dass die Menschheit heute schon so weit ist. Meines Erachtens gibt es derzeit weit wichtigeres, als auf ein Stück Fleisch oder den Waldspaziergang zu verzichten um einzelne Wesen nicht zu töten. Denn wenn ein Jain sich, statt als Landwirt zu arbeiten (er könnte ja Würmer beim Pflügen töten), lieber in der Finanzwirtschaft betätigt, kann er durch eine falsche Investition weit mehr Tiere töten, als er in seinem ganzen Leben je zertreten und essen könnte.

2. Sinn: Lindere aktiv so viel Leid & Elend wie möglich

Beschränken wir uns aus Sicht des mitfühlenden Geistes nur auf die Unterlassung von Leid und Elend, so ist das eindeutig zu wenig. Denn es gibt überall um uns herum zahlloses Leid und Elend, für das wir weder direkt noch indirekt verantwortlich sind. Wie leicht fällt es uns, da einfach wegzuschauen? Was ist mit dem Kind, das auf dem Heimweg von Klassenkameraden bedroht wird? Stehen wir ihm bei oder denken wir uns, dass die das schon untereinander regeln werden? Wenn wir bedenken, dass die Selbstmordrate bei gemobbten Kindern erschreckend hoch ist, sollten wir vielleicht doch einschreiten. Was ist mit den Wirtschaftsflüchtlingen, deren Unterkunft in unserer Wohngegend die Immobilienpreise ruiniert und die wir ganz schnell wieder aus unserem Land abschieben wollen, da sie ja eh nur Schmarotzer sind? Während wir uns um unser hart erarbeitetes Hab- und Gut sorgen, sind das Menschen, die alles verloren haben und denen nichts als das nackte Leben geblieben ist. Aber Gottseidank werden sie in ihren Heimatländern ja nicht verfolgt. Also zurück ins Elend mit ihnen, wo sie mangels Arbeit, Alters- und Gesundheitsversorgung sicher nicht alt genug werden, um unsere Wohlstandsprobleme von Pflegenotstand und Altersdemenz erleben zu müssen.

Die Schere von Reich und Arm geht weiter auf

Egal, wo wir heute auf unserem Planeten hinschauen, finden wir gequälte und ausgebeutete Wesen, während zeitgleich der Reichtum auf dieser Welt ins Unermessliche wächst. Wir bewegen uns unaufhaltsam auf Verhältnisse wie kurz vor der französischen Revolution zu. Auch wenn sich so mancher eine gewaltsame Umverteilung herbeisehnt, aus Sicht des mitfühlenden Geistes kann auch das keine Lösung sein, denn gerade Revolutionen sind an Grausamkeiten kaum zu überbieten. Andererseits kann und darf es so wie es heute läuft nicht weitergehen. Es gibt nur sehr wenige Beispiele auf der Welt, wo ein so grundsätzlicher Wandel weitgehend friedlich vonstattengegangen ist. Selbst bei der friedlichen Abschaffung der Apartheid in Südafrika, bei der die allgemein befürchtete blutige Vertreibung der Weißen ausblieb, kamen bei Unruhen unter rivalisierenden schwarzen Gruppierungen 7.000 Menschen ums Leben.

Das Wichtigste zuerst!

Solange wir Tiere als Sache behandeln, solange wir grausamste Massentierhaltung zulassen, solange Tag für Tag bis zu 130 Arten aussterben, solange Jahr für Jahr 130.000 Quadratkilometer Wald vernichtet werden (das ist Jahr für Jahr die Fläche Griechenlands), solange Menschen wegen ihrer religiösen Überzeugung verfolgt, vertrieben und terrorisiert werden, solange wegen Rohstoffen und Öl Kriege geführt werden, um damit dann weiterhin die Klimakatastrophe voranzutreiben, solange die Überbevölkerung u.a. aufgrund religiöser Dogmen weiter steigt und nicht zuletzt deshalb Jahr für Jahr knapp 3 Millionen Kinder verhungern, solange es solche und noch viele andere Probleme auf unserem Planten gibt, können wir mit relativ einfachen Mitteln weit mehr Leid und Elend lindern, als wir durch den mäßigen Genuss eines Bioschnitzels oder den sonntäglichen Ausflug ins Grüne verbreiten.

Geiz ist nicht Geil!

Nicht jeder von uns muss dazu in Krisenregionen sei Leben aufs Spiel setzen. Nicht jeder Haushalt muss dafür eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen. Oft genügt es schon, bewusst zu konsumieren. Statt nach dem Motto: „Geiz ist Geil“, nur das Billigste zu kaufen, sollten wir nur Dinge kaufen, deren Herkunft mit unserem Ziel, Leid und Elend zu vermeiden, auch vereinbar ist. Ein Biorind, das ein Leben auf grünen Wiesen genossen hat und dem ein stressfreier, schneller Tod vergönnt war, hat weit weniger Leid und Elend erlitten, als die meisten Tiere in freier Wildbahn. Ich gebe zu, das kann sich nicht jeder regelmäßig leisten, aber müssen wir wirklich jeden Tag und das meist ohne bewussten Genuss Fleisch in uns hineinstopfen?

Gutes muss nicht teuer sein

Natürlich ist es toll, wenn wir durch großzügige Spenden Organisationen unterstützen, die aktiv Leid und Elend bekämpfen. Etwas persönlicher aber meist noch ein bisschen teurer und aufwändiger sind Patenschaften von Kindern in Krisenregionen. Wer sich das leisten kann, der sollte das auch tun. Doch auch für den ganz kleinen Geldbeutel gibt es Möglichkeiten, etwas zu ändern. Natürlich kann man statt Geld seine Zeit opfern und sich aktiv in der Politik oder ehrenamtlich betätigen. Doch ist das oft auch mit Frust und Ernüchterung verbunden. In Zeiten von Big-Data gewinnen unsere Stimmen und die unseres Netzwerks immer mehr an Bedeutung. So können Online-Petitionen wesentlich größeren Druck auf Politiker, Konzerne und Staaten ausüben, als dies durch eigenes politisches Engagement möglich wäre. Es gibt zahllose Plattformen wie www.change.org, www.ifaw.org oder www.fuenf-minuten-welt-retten.de auf denen Sie Ihre Stimme genau gegen die Dinge erheben können, die Sie am liebsten auf dieser Welt verändern würden. Auf manchen Plattformen können Sie sogar eigene Petitionen starten und an ein gewaltiges Unterstützernetzwerk verteilen. Das ist meines Erachtens eine weitaus effektiver Form der Demokratie, als alle vier Jahre zur Wahlurne zu gehen, um dort zwischen dem parteipolitischen und von Lobbyisten weichgekochten Einheitsbrei zu wählen

3. Sinn: Verbreite so viel Freude und Liebe wie möglich

Die Vermeidung von Leid und Elend ist aus heutiger Sicht sicher eines der vordringlichsten Lebensziele, die uns die Existenz eines mitfühlenden Geistes gebietet. Doch so wenig es für einen Menschen ausreicht, satt und sauber zu sein, so wenig ist es für einen mitfühlenden Geist ausreichend, vor Schmerz und Leid bewahrt zu werden. Herzenswärme, Freude und Liebe sind ganz wesentliche Bedürfnisse jeder Seele. Sei es nun die greise Seele eines dementen Menschen, die dankbar jedes freundliche Wort aufsaugt, selbst dann, wenn sie nicht mehr in der Lage ist, den Urheber als das eigene Kind zu erkennen oder aber auch der winzige Funke einer Seele, der in einer jungen Kakerlake glimmt und der sie besser gedeihen lässt, wenn sie bei der Brutpflege ausgiebig gestreichelt wird (siehe „Sind Gefühle mehr als nur Elektrochemie?“). So ist es aus Sicht eines mitfühlenden Geistes ein weiterer Sinn unseres Lebens, so viel Freude und Liebe zu verbreiten, wie nur irgend möglich.

Alles nur altbekannte Gemeinplätze?

Bis hierhin ist das im Großen und Ganzen nichts Neues, nichts, was wir nicht schon seit Jahrtausenden in verschiedenen Variationen von nahezu jeder Religion gepredigt bekommen. Ein wesentlicher Unterschied ist vielleicht, dass wir die gesamte Schöpfung und nicht nur den Mensch einbeziehen. Aber dazu hätten wir uns den ganzen Aufwand sparen können, auf hunderten von Seiten die Möglichkeit der Existenz eines allumfassenden Geistes im Einklang mit den Wissenschaften zu belegen. Doch nun kommt das Besondere an diesem neuen Ansatz. Religionen predigen, dass wir uns selbst in den Dienst der Gemeinschaft stellen, Gutes tun und dabei unsere Bedürfnisse hintanstellen. Ein wahrer Heiliger, also ein Mensch, der ein absolut gottgefälliges Leben führt, ist ein Asket, der ausschließlich für den Glauben und gute Taten lebt. Er ist ein Mensch, der sich kasteit, seine Bedürfnisse und Triebe unterdrückt, gerne auch mit Gewalt. So gibt es zahlreiche Heilige, die sich durch das schmerzhafte Tragen von dornenbesetzten Gürteln und Büßerhemden ganz besonders über uns schwache Sterbliche gestellt haben.

Tue Gutes aus Freude, nicht aus Zwang heraus

Doch will das der mitfühlende Geist wirklich? Will ein mitfühlender Geist wirklich, dass wir ein lustfreies, schmerzhaftes Leben führen, nur damit es anderen besser geht oder gar um der Heiligkeit selbst willen? Letztendlich ist das die Umkehrung des Prinzips, dass einzelne zu Lasten vieler leben. Viele müssen leiden, damit es einem gut geht. Hier ist es eben umgekehrt, einer leidet, und vielleicht profitieren andere davon. Sicher ist das schon mal besser, doch ein mitfühlender Geist will gar kein Leiden. Zumindest kein vermeidbares Leiden. Dass ich mich beim Sport quäle, damit ich mir einen gesunden Körper bewahre ist notwendig und vermeidet dauerhaft Leid hervorgerufen durch vermeidbare Zivilisationskrankheiten. Doch was soll es bringen, dass ich mir physische Qualen zufüge und auf alles, was mir und somit dem mitfühlenden Geist in mir Freude bereitet, verzichte? Gutes kann ich auch dann tun, wenn es mir gut geht. Vielleicht tue ich dann dieses Gute sogar mit weitaus mehr Freude, als wenn ich mich dazu mit Geißelhieben zwingen muss.

4. Sinn: Vermeide auch bei Dir selbst Leid & Elend

Eigentlich ist dieser Lebenssinn bereits im ersten enthalten: „Unterlasse, was Schmerz und Leid bringt“. Für einen mitfühlenden Geist besteht kein Unterschied zwischen mir als Individuum und allen anderen Wesen, er beseelt uns alle gleichermaßen. Doch für uns Menschen sind Eigennutz und Gemeinnutz diametrale Gegensätze. Von daher ist es nötig, diesen Auftrag des mitfühlenden Geistes explizit als Sinn und Ziel hervorzuheben. Somit ist es ein weiteres wichtiges Sinnelement unseres Lebens, auch den mitfühlenden Geist in uns vor Leid und Elend zu bewahren. Kurzfristig durch Vermeidung unnötiger Qualen, langfristig durch ein gesundes und möglichst befriedigtes Leben. Wenn kurzfristig etwas unangenehm ist, langfristig aber Schmerz und Leid verhindert, dann ist das natürlich absolut im Sinne des mitfühlenden Geistes.

5. Sinn: Strebe große Momente an und genieße bewusst

Und es geht sogar noch weiter. Nachdem dieser mitfühlende Geist all das, was wir bewusst erleben, miterlebt, sollten wir uns darum bemühen, ihm auch ganz bewusst eine Freude zu bereiten. Denn letztendlich sind wir auch Sinnesorgane, durch die der mitfühlende Geist diese Welt erlebt und bereist. Das bedeutet, wir sollten uns bemühen, so oft es geht, große, schöne und erfüllte Momente herbeizuführen. Jeder Moment, in dem wir ganz bewusst aufgehen, großes empfinden, uns rein fühlen und all unsere Befindlichkeiten vergessen, ist ein Moment, in dem wir ganz nah bei dem uns beseelenden Geist sind. Das können Momente sein, in denen uns vor Freude die Tränen in die Augen steigen, in denen wir die Welt umarmen könnten, in denen wir Gänsehaut bekommen, in denen wir das Gefühl absoluter Größe verspüren oder in denen wir tatsächlich das Gefühl haben, eins mit Gott und der Welt zu sein. Einem lustfreien und selbstgerechten „Heiligen“, der jede Sinnenfreude verabscheut, ist dieser Weg zu zum allumfassenden Geist versperrt, denn wie kann er ein Sinnesorgan des mitfühlenden Geistes sein, wenn er seine Sinne verschließt?

Es gibt keinen idealen Weg zum allumfassenden Geist

Dabei ist zu betonen, dass es keinen idealen Weg zur Einheit mit dem allumfassenden Geist gibt. Solange die Wege hin zu diesen großartigen Momenten im Einklang mit den ersten vier Lebenssinnen stehen, ist jeder Weg der richtige. Jeder von uns muss dabei selbst herausfinden, wie er persönlich am ehesten zu einem solch einzigartigen Gefühl findet. Das können Momente sein, in denen wir eins sind mit der Natur, Momente großer Liebe, Momente, in denen wir körperlich über uns hinauswachsen, Momente, die uns und den göttlichen Funken in uns vor Freude jubeln lassen oder in denen wir ganz in einer befriedigenden Arbeit aufgehen. Ob wir diese Momente nun beim Hören eines Orgelkonzerts, beim Besuch einer gotischen Kathedrale, in tiefer Meditation, bei tollem Sex, wilden sportlichen Aktivitäten, großartigen Naturabenteuern oder beim Erschaffen eines Kunstwerks erleben, ist dabei egal. Alles, was uns mit einem strahlenden Lächeln und ohne faden Nachgeschmack beglückt, ist im Sinne dieses mitfühlenden Geistes.

Genuss ja, aber vermeidet Schmerz & Leid

Wer den genussvollen Sinn des Lebens in weltlichen Dingen sucht, der muss dies jedoch sehr bewusst und mit großer Vorsicht tun. Dieser Sinn bedeutet nämlich keinesfalls, dass wir uns gehen lassen und unkontrolliert unseren Trieben hingeben dürfen. Denn über diesem Sinn steht das Prinzip, weder Schmerz noch Leid zu verbreiten. Wer auf der Suche nach tollem Sex zerbrochene Seelen hinterlässt, der handelt nicht im Sinne des mitfühlenden Geistes. Wer großartige Momente an Bord einer Luxusjacht erlebt, die er sich nur deswegen leisten konnte, weil er andere übervorteilt hat, der handelt nicht im Sinne des mitfühlenden Geistes. Wer nach jeder seiner ekstatischen Feiern mit einem Filmriss aufwacht und seien Körper dauerhaft schadet, der handelt nicht im Sinne des mitfühlenden Geistes. Wer glaubt, dass ein Naturabenteuer mit dem Töten von Tieren, am liebsten in Form einer Großwildjagd verbunden sein muss, der handelt nicht im Sinne des mitfühlenden Geistes.

Genuss als Weg zur Unsterblichkeit

Wie wir im Beitrag „Gibt es Himmel und Hölle?“ gesehen haben, sind diese großen Momente nicht einfach nur Genuss für uns und den mitfühlenden Geist in uns. Nein, sie sind womöglich sogar das, was von uns und unseren Lieben über unseren Tod hinaus Bestand haben wird und unserer Seele Unsterblichkeit verleiht. Denn nur Momente, die uns das Gefühl einer Einheit mit dem allumfassenden Geist verschaffen, können Einzug ins immaterielle Gedächtnis des Universums nehmen. Alles andere wird wohl gemeinsam mit unserer sterblichen Hülle vergehen. Von daher ist dieser Sinn vielleicht sogar einer der wichtigsten überhaupt.

6. Sinn: Lebe für das, wofür Du auch bereit bist, zu sterben

Im Beitrag „Gibt es einen Sinn ohne höheres Wesen?“ habe ich mich durchaus kritisch über den Tod als Sinnstifter geäußert, denn die Bereitschaft, für seine Ziele in den Tod zu gehen, finden wir leider vor allem bei fanatischen Selbstmordattentätern. Doch wer sich die ersten fünf Elemente, die hier als Sinn des Lebens beschrieben sind, zu Herzen nimmt, der wird sicher kein Selbstmordattentat begehen. Doch es gibt vieles, was es wert ist, sein Leben zu riskieren und was trotzdem oder gerade deshalb mit dem Sinn des Lebens aus Sicht eines mitfühlenden Geistes im Einklang steht. Wer beispielsweise seine Kinder oder seinen Partner von ganzem Herzen liebt, wird nicht zögern, unter Einsatz seines Lebens seine Lieben zu retten.

Letztendlich muss jeder sein Leben opfern

Es gibt zwar zahllose Berufe, die eine solche Opferbereitschaft erfordern. Seien es Feuerwehrleute, Bergretter, Katstrophenschützer, Helfer und Ärzte in Krisenregionen, Blauhelmsoldaten und noch viele mehr. Doch es kann nicht jeder ein Held sein, auch ein Maler, eine Kinderschwester oder ein Florist können so von ihrem Beruf – von ihrer Berufung – überzeugt sein, dass sie ihn als absolut lebenswert erachten. Und genau darum geht es bei diesem Sinn-Element, nämlich Dinge zu tun, die es wert sind, am Ende unserer Tage dafür mit dem Leben bezahlen zu müssen. Ein Mensch, der von ganzem Herzen für seine Berufung, für seine Familie oder auch für seine Hobbies brennt, ist ein gutes Zuhause für einen mitfühlenden Geist. Ganz anders als ein gelangweilter, saturierter oder auf Sicherheit bedachter Mensch ohne Ziele, ohne Inhalte – ohne Sinn.

7. Sinn: Bring Deinen Nächsten den Sinn des Lebens näher

Es gibt kaum etwas lästigeres, als religiös motivierten Missionseifer. Wer kennt sie nicht, die eifrigen Sektenvertreter, die uns zur Unzeit herausklingeln, oder an belebten Straßenecken auf uns lauern, um unsere Seelen mit süßlich verzücktem Lächeln und rhetorischen Spitzfindigkeiten vor den Qualen ewigen Höllenfeuers zu erretten. Missionare waren stete Begleiter christlicher Eroberer. Was der Goldgier der Konquistadoren nicht gelang, das gelang diesen Seelenfängern, indem sie uralte Kulturen auslöschten. Unter diesem Gesichtspunkt ist es ein höchst diffiziles Unterfangen, seine Nächsten vom wahren Sinn des Lebens überzeugen zu wollen. Wir können es niemandem übel nehmen, wenn er mit großer Skepsis und Ablehnung auf jeglichen noch so gut gemeinten Missionierungsversuch reagiert. Letztendlich muss jeder selbst den Wunsch und die Bereitschaft verspüren, sich mit dem Sinn des Lebens auseinanderzusetzen. Von daher können wir nicht mehr tun, als einem Suchenden Denkanstöße zu liefern. Nur wenigen von uns wird es gelingen, die Botschaft mit Worten zu vermitteln, doch am überzeugendsten ist es, diese Sinnbotschaften aktiv vorzuleben.

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Der siebenfache Sinn des Lebens

So führt die Existenz eines alles beseelenden, mitfühlenden Geistes nicht nur zu einem Sinn sondern zu einem siebenfachen Sinn des Lebens. Jedes Element für sich genommen ist wichtig, wenn es uns aber gelingt, alle sieben zu leben, bringt uns das in Einklang mit dem allumfassenden Geist, belohnt uns mit großartigen Momenten sowie einem wahrhaft erfüllten Leben und rückt unsere Welt einen winzigen Schritt näher ans Paradies heran:

  1. Sinn: Unterlasse, was Schmerz & Leid bringt
  2. Sinn: Lindere aktiv so viel Leid & Elend wie möglich
  3. Sinn: Verbreite so viel Freude und Liebe wie möglich
  4. Sinn: Vermeide auch bei Dir selbst Leid & Elend
  5. Sinn: Strebe große Momente an und genieße bewusst
  6. Sinn: Lebe für das, wofür Du auch bereit bist, zu sterben
  7. Sinn: Bring Deinen Nächsten den Sinn des Lebens näher

Nicht immer die andere Wange hinhalten

Im Gegensatz zu so vielen fanatisch vorgetragenen religiösen Überzeugungen darf dieser Lebenssinn auf keinen Fall dazu dienen, Gottes Namen für Zwang, Unfreiheit, Unterdrückung, Verfolgung, Hass, Missbrauch, Krieg, Folter, Verstümmelungen, Mord, Terror, Hinrichtungen, Zerstörung von Kulturgütern oder sonstigen Akten der Barbarei zu missbrauchen. Dennoch stellt er kein weichgespültes Verbot jeglicher Gewalt dar. Denn es geht ja darum, dass der mitfühlende Geist so wenig Leid und Elend wie möglich erleiden muss. Das erreichen wir nicht, indem wir stets nur die andere Wange hinhalten. Wenn beispielsweise Aggressoren uns, unsere Familie, Dritte oder ein Volk bedrohen und diesen Leid und Elend zufügen wollen, gilt es das abzuwenden. Und wenn alle friedlichen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, ist eine gewaltsame Verteidigung nicht nur zulässig sondern sogar geboten. Wer aber meint, darin eine Rechtfertigung für die radikale Beseitigung unliebsamer Gegner zu finden, der täuscht sich gewaltig. Durch die Auslöschung des vermeintlich „Bösen“ endet nicht die Spirale von Leid und Elend, sondern sie wird nur noch mehr angefeuert. Wenn die akute Bedrohung abgewandt ist, gilt es, durch Vergeben und Versöhnung den Hass zu begraben und den Frieden wieder herzustellen.

Allgemeingültig selbst für Atheisten

Das Besondere an diesem Lebenssinn ist, dass er mit den wichtigsten Glaubensrichtungen vereinbar ist. Ob ich nun Christ, Jude, Moslem, Hindu, Jain oder Buddhist bin, ich muss meinen Glauben nicht aufgeben, um meinem Leben einen tieferen und mit Gott vereinbaren Sinn zu geben. Ich muss lediglich die Glaubensprinzipien unterlassen, die zu Leid und Elend führen, wie beispielsweise grausame Leibesstrafen, die ohnehin von der Staatengemeinschaft geächtet sind. Und selbst für den, meines Erachtens unwahrscheinlichen Fall, dass es keinen allumfassenden Geist gibt, ist dieser Lebenssinn durchaus erfüllend und im wahrsten Sinne des Wortes sinnvoll, denn es bedarf nicht einmal eines Gottglaubens, sondern es genügt bereits ein wenig Mitgefühl, um die Sinnhaftigkeit dieser Ziele zu begreifen. Aus atheistischer Sicht ist zwar ein allgemeingültiger Lebenssinn schwer definierbar, da es einem alleinlebenden Atheist egal sein kann, wie es seinen Mitmenschen geht, Hauptsache, ihm geht es gut – nach dem Motto, wenn jeder an sich selbst denkt, ist an alle gedacht. Doch wenn sich eine atheistische Staatengemeinschaft als Gegenkonzept zu den Religionen zum Ziel setzt, das Paradies nicht in einem vagen Jenseits zu suchen, sondern auf Erden zu errichten, dann gelingt das nur mit den sieben Prinzipien des Sinns des Lebens. Lasse ich eines davon weg, dann lösche ich entweder weiterhin Tag für Tag zig Arten aus, zerstöre meine Umwelt und führe weiterhin Kriege, oder das Leben bereitet den Individuen keine Freude mehr, da Liebe, Freude und Erleben keine Rolle spielen.

Für ein Paradies auf Erden und im Jenseits

Wer sich diese sieben Elemente des Lebenssinns zu Herzen nimmt, der trägt auf jeden Fall dazu bei, den Menschheitstraum von einem Paradies auf Erden einen Schritt näher zu kommen. Vielleicht sorgt er aber auch dafür, dass die großen Momente, die er selbst erlebt und die er anderen geschenkt hat, Einzug nehmen ins immaterielle Gedächtnis des Universums und somit auch in ein Paradies im Jenseits.

Somit lautet zumindest für mich der Sinn des Lebens:

„Sorge dafür, dass am Ende Deiner Tage die Welt etwas liebevoller, bunter und lebenswerter geworden ist.“

Gibt es Himmel und Hölle?

Das Wichtigste in Kürze

Unsere Hoffnung auf Gerechtigkeit im Jenseits führte zur Vorstellung von Himmel und Hölle. Aus Sicht eines mitfühlenden Geistes macht eine Hölle jedoch keinen Sinn. Ganz anders aber eine Weiterentwicklung der Seele durch Reinkarnation. Nur Momente, in denen wir eins mit dem allumfassenden Geist sind, hinterlassen eine Erinnerung, die ewig bleibt. Alles andere vergeht mit unserer sterblichen Hülle. Es bleibt die Essenz unserer Seele im Moment des Erlebens. Somit lösen sich alle Wiedersprüche hinsichtlich dem Wiedersehen geliebter Menschen und dem zeitlichen Einfluss schlimmer Taten auf unser Seelenheil im Jenseits.


Ein Himmel voller Widersprüche

Im vorangegangenen Beitrag „Ist ein Leben nach dem Tod möglich?“ habe ich gezeigt, dass ein Jenseits durchaus mit aktuellen Forschungsergebnissen vereinbar wäre, doch die damit verbundenen Widersprüche lassen seine Existenz höchst unwahrscheinlich erscheinen. Was passiert mit einer Seele bei einer Wiederbelebung? Kommt unsere Seele als Kind, als Erwachsener oder als Greis in den Himmel? Wem davon begegnen unsere Großmutter, unsere früh verstorbenen Partner, unsere Kinder und Enkel? Können wir unsere verdorbene Seele durch die Beichte auf dem Sterbebett schnell noch in den Himmel retten?

Das Ziel gnadenloser Gerechtigkeit

Doch bevor wir uns dem Paradies widmen, werfen wir erst einmal einen Blick in den tiefsten Höllenschlund. Wie bereits im Beitrag „Welche Ziele hat der Geist, der uns beseelt?“ erwähnt, ist die Seelenprüfung ein zentrales Thema in fast allen Religionen. Gute Seelen werden belohnt, schlechte bestraft. Die Religionen des Mittelmeerraums setzen dabei ganz auf das Herstellen von Gerechtigkeit. Es wird ein einmaliges und unumkehrbares Urteil gefällt. Bereits die Ägypter hatten die Vorstellung einer Seelenwaage auf der entschieden wurde, ob eine Seele ins Reich der Toten einziehen darf, oder ob sie aufgrund ihrer Schandtaten von der Dämonin Ammit vernichtet wird. Da Vernichtung aber als Strafe zu kurz und letztendlich auch eine Art der Erlösung darstellt, erfanden die Perser im Mithras-Kult das Jüngste Gericht mit einer ersten rudimentären Form der Hölle, in der die verdammten Seelen in einem Feuerschlund in Pech und Schwefel versinken. Die abrahamitischen Religionen, also Juden, Christen und Moslems haben dieses Jüngste Gericht mit himmlischen Freuden und Höllenqualen übernommen und zum Teil phantasievoll ausgebaut. Auf Dauer war das schwarz-weiße Modell von ewiger Belohnung im Paradies oder nie endenden Höllenqualen dann wohl doch etwas zu abschreckend für die sündige Mehrheit der Gläubigen und so erfand Papst Gregor mit dem Fegefeuer eine Art Bestrafung auf Zeit für nicht ganz so schlechte Seelen. Immerhin war die Hölle ein hervorragendes Drohmittel, um selbst mächtige Fürsten, die sich sonst niemandem zu verantworten hatten, zu einem halbwegs christlichen Leben zu motivieren.

Die Hölle: Masochismus oder Sachbeschädigung

Wenn wir aber davon ausgehen, dass wir es mit einem mitfühlenden Geist zu tun haben, der uns alle beseelt und dessen innerer Funke für bewusstes Erleben nötig ist, bekommen wir mit der Vorstellung eines Jüngsten Gerichts und der damit verbundenen Bestrafung in einer Hölle ein Problem. Denn um eine Strafe zu empfinden, muss die Seele von einem Geist erfüllt sein. Doch nachdem der Körper gestorben ist, müsste die zu bestrafende Seele direkt aus dem allumfassenden Geist gespeist sein und so würde das Leid der Strafe letztendlich den strafenden Geist selbst treffen. Entzieht der allumfassende Geist der zu bestrafenden Seele jedoch den inneren Funken, so wäre sie nur noch eine tote, fühllose Hülle. Sie im ewigen Höllenfeuer brennen zu lassen, wäre witzlos und bestenfalls Sachbeschädigung. Wenn wir also von einem allesbeseelenden, mitfühlenden Geist ausgehen, dann verliert jegliche Bestrafung schlechter Seelen ihren Sinn.

Reinkarnation: Ehrenrunde für schwache Seelen

Bedeutet das aber nicht auch gleichzeitig, dass eine Belohnung guter Seelen im Himmel genauso wenig Sinn macht, wie eine Bestrafung in der Hölle? Denn nach dem kosmischen Prinzip der Gegensätze also von Yin und Yang kann es ohne Licht, keinen Schatten geben, ohne männlich kein weiblich, ohne heiß kein kalt, ohne Antimaterie keine Materie und ohne gut kein böse. Wenn es keine Hölle gibt, kann es nach diesem polaren Prinzip also auch keinen Himmel geben. Ebenfalls hat das Modell von Himmel und Hölle für uns aufgeklärte Bildungsbürger schon lange seinen Reiz aber auch seine Schrecken verloren. Selbst 72 Jungfrauen (oder sind es vielleicht doch bloß eine Hand voll Perlen?) reichen nicht mehr aus, um uns für mögliche paradiesische Freuden zu kasteien. Wesentlich überzeugender erscheint uns da die Vorstellung, die Seelen während ihres irdischen Daseins einer Reifung zu unterwerfen. Aus diesem Grund gewinnen Religionen, die an die Reinkarnation glauben, wie beispielsweise der Buddhismus in unserer westlichen Zivilisation immer mehr an Attraktivität. Denn hier dient die irdische Probe als Entscheidung, ob die Seele endlich aus dem Kreislauf des leidvollen Lebens in ein Nirvana der Fühllosigkeit, der Erlösung entlassen wird, oder ob sie noch einmal eine Ehrenrunde drehen muss. Je nach den Leistungen, die sie im Leben erbracht hat, auf einer höheren oder aber auf einer niedrigeren Lebensstufe. Hier spielt die Reifung und Weiterentwicklung der Seelen die zentrale Rolle.

Gänsehautmomente bringen uns dem allumfassenden Geist nahe

Eigentlich könnten wir hier den Beitrag beenden. Es gibt keine Hölle und der Himmel widerspricht unserer Logik. Doch auch der Welle-Teilchen-Dualismus und noch viele andere Effekte aus dem Reich der Quanten widersprechen unserer Alltagslogik. Und nachdem der Himmel sicher nicht in der physischen Realität sondern im Reich der Metaphysik zu suchen ist, sollten wir nicht so schnell aufgeben. Gehen wir die Sache daher von der metaphysischen Seite an. Wann spielt der mitfühlende Geist, der uns beseelt die größte Rolle? Genau, immer dann, wenn wir ganz bewusst, ganz intensiv erleben. Und gerade in den Momenten, in denen wir großes erleben, ist es nicht nur unser Intellekt, der fühlt. Ganz im Gegenteil, jede Faser unseres Körpers ist beteiligt, wenn wir Begeisterung, Freude aber auch Angst und Furcht empfinden, nichts anderes ist es, wenn uns eine Gänsehaut überkommt oder wir meinen, Schmetterlinge im Bauch zu haben. Das sind Momente der ganz großen, der ganz innigen Gefühle. Eben dieser Gefühle, die uns an einem übergreifenden Geist teilhaben lassen. Sei es die intensive Verbundenheit mit der Natur, die uns am Gipfel eines Berges erfüllt, sei es die Liebe, die wir für einen wundervollen Menschen empfinden oder die Ergriffenheit, die uns an spirituellen Orten erfasst, sie alle fegen unsere alltäglichen Gedanken hinweg und verbinden unseren Geist mit etwas Höherem. Was auch immer das ist, es geht über unsere physische Existenz hinaus.

Wahrhaft unvergessliche Momente

Doch das bedeutet, dieses Erleben ist Teil eines höheren Erlebens und findet außerhalb der physischen Welt statt. Und dieses Erleben wird nicht nur der Vergänglichkeit physischer Speicher anvertraut, sondern könnte auch immateriell in einer metaphysischen Ebene gespeichert werden. Und dass hier nahezu unendlich viel Information hinterlegt sein kann, habe ich bereits im Beitrag „Ist ein Gedächtnis ohne Materie denkbar?“ gezeigt. Wenn also all die großen Momente, die uns Eins mit dem allumfassenden Geist werden ließen, nicht verloren gehen, so erlaubt uns das einen kleinen Blick aufs Paradies. Denn diese Momente können nicht als abstrakte Erinnerung im immateriellen Gedächtnis des Universums abgelegt werden, sondern nur in der Form, wie wir sie erlebt haben, als wir uns Eins mit dem universalen Geist fühlten. Denn nur das, was der beseelende Funke in uns wahrgenommen hat, kann dort auch als Erinnerung festgehalten werden, nicht mehr und nicht weniger. Stehen wir also staunend vor den Gipfeln des Himalaya wird dort nicht das Bild auf unserer Netzhaut gespeichert, sondern das, was davon unseren Geist erreicht hat. Und das sind innere Bilder, die sich mit Begriffen wie majestätische Größe, strahlender Sonnenschein, tiefe Ergriffenheit und überwältigende Schönheit umschreiben lassen (mehr dazu im Beitrag „Wie können wir mit dem allumfassenden Geist kommunizieren?“). Und somit könnte das, was unsere Seele in jedem dieser Momente als Summe all unserer bewusster Emotionen ausgemacht hat, im immateriellen Gedächtnis weiterexistieren.

Was wird bleiben?

Angenommen, es ist tatsächlich so, dass nur die Momente in denen wir uns eins mit dem allumfassenden Geist fühlten in dessen immaterielle Erinnerung übergehen, so stellt sich die Frage, würde da überhaupt noch viel von uns bleiben? Und es ist eine ganze Menge, das wir von ganzem Herzen und somit gemeinsam mit dem allumfassenden Geist erlebt haben. Es sind die Erinnerungen an geliebte Wesen, seien es glückliche Momente mit unseren Kinder, seien es die lang schon verstorbenen Großeltern, sei es der geliebte Hund. Es sind all die Glücksmomente in denen wir uns mit der Natur eins gefühlt haben, seien es die ersten selbst gepflückten Kirschen, sei es der traumhafte Wintermorgen mit glitzerndem Schnee, sei es ein unglaublich schöner Sonnenuntergang. Es sind all unsere Abenteuer und spannenden Erlebnisse, sei es eine ganz besondere Höhlenwanderung, sei es eine wilde Raftingtour, sei es der Flug über schneebedeckte Gipfel oder der erste Motorradausflug. Es sind aber auch die wundervollen Musikstücke, die unsere Seele berührt haben, sei es das erste große Konzert, sei es die Ballade, die wir während der ersten Verliebtheit gehört haben, sei es die Arie, die uns Tränen in die Augen gezaubert hat. Selbstverständlich sind das auch die Sinneswahrnehmungen, die unser Herz berührt haben, sei es der Geruch eines geliebten Menschen, sei es der Geschmack eines wundervollen Essens, sei es das warme Knistern eines Kaminfeuers. Und nicht zu vergessen sind das auch die großen Momente der Liebe, sei es der erste Kuss, sei es eine innige Umarmung, sei es ein wundervoller erotischer Höhepunkt. Wenn also ausschließlich diese Momente der Einheit mit dem allumfassenden Geist tatsächlich unsterblich werden, so bleibt von jedem von uns eine wundervolle Erinnerung zurück.

Große Momente können auch ganz klein sein

Aber es geht dabei nicht darum, besonders exotische und ausgefallene Erlebnisse zu sammeln, sondern nur darum, bewusst wahrzunehmen um sich in Einklang mit dem allumfassenden Geist zu befinden. So kann ein Millionär eine Reise zu allen Naturdenkmälern dieser Welt unternehmen ohne dabei auch nur ein einziges Mal einen wirklich großen Moment zu verspüren, da er all das völlig abgestumpft abhakt, während sein Innerstes bereits den nächsten Vertragsabschluss vorbereitet. Andererseits kann ein Kind in den Slums von Mumbai Tag für Tag beim Anblick der Wolken, beim Spiel mit den Straßenhunden und bei den Erzählungen seines Großvaters Momente der Einheit mit dem allumfassenden Geist und der Welt empfinden.

Der Tod als Befreiung von allem irdischen Ballast

All das Selbstbezogene, das Egoistische, das Oberflächliche, all das, was wir getan haben, ohne mit unserem Herz und unserer Seele dabei zu sein, all das Unbedachte, all der gedankenlose Konsum, all die schnellen Vergnügungen, die nicht unser Herz berührt haben und die einen schalen Nachgeschmack in uns hinterlassen haben, wird wahrscheinlich nicht die Schwelle hin zum allumfassenden Geist überwinden. Somit werden diese Erinnerungen vergehen ohne eine Spur im immateriellen Gedächtnis des Universums zu hinterlassen. All diese Teile unserer Persönlichkeit sind nur in unserem physischen Gedächtnis gespeichert, so werden sie unseren Tod nicht überleben und gemeinsam mit unserer vergänglichen Hülle sterben. Es ist so, als würde unsere Seele von all dem irdischen Ballast befreit und nur das wirklich Große, Reine, Schöne, Liebevolle ins immaterielle Gedächtnis des Universums übergehen.

Rückführungserlebnisse sind wirklich denkbar

Nun stellt sich natürlich die Frage, wer holt sich denn überhaupt die Erinnerungen aus diesem immateriellen Gedächtnis des Universums? Es ist natürlich eben dieser allumfassende Geist, der auch uns während unseres gesamten Lebens erfüllt hat. Von eben dem Geist, der uns die elektromagnetische Strahlung der Sonne als wunderschönen Frühlingstag erleben ließ, dem Geist, der akustische Schwingungen in unserem Inneren in eine mitreißende Melodie verwandelte, dem Geist, der unsere Kinderaugen an Weihnachten mit ungläubigem Staunen erfüllt hat. Denkbar ist aber auch, dass dieser Geist indirekt durch ein von ihm beseeltes Wesen, diesen Blick ins immaterielle Gedächtnis des Universums wagt; zum Beispiel im Rahmen einer Rückführung unter Hypnose, bei der wir auf der Suche nach einer früheren eigenen Existenz sind. Somit erklärt sich auch, warum sich unser physisches Hirn nicht an frühere Leben erinnern kann, denn die Erinnerung ist dort ja gar nicht vorhanden. Es bedarf schon eines besonderen Geisteszustands, wie z.B. unter Hypnose, der das Tor hinüber zum immateriellen Gedächtnis des Universums eröffnet.

Die Lösung des paradiesischen Paradoxons

Dabei sind im immateriellen Gedächtnis des Universums all unsere Empfindungen nicht als nüchterne Fakten gespeichert, sondern sie bleiben mit all dem verbunden, was damals, als wir sie erlebten, unsere Seele ausgemacht hat. Und unsere Seele ist beileibe kein statischer Gegenstand sondern ein stets im Wandel befindliches Phänomen. Derselbe Blick auf eine wunderschöne junge Frau hinterlässt in unserer Seele jeweils eine völlig andere Erinnerung, wenn wir sie mit den Augen des Kindes, den des verliebten Ehemanns oder den des stolzen Vaters betrachten. Wenn sich der allumfassende Geist jede einzelne dieser Erinnerungen zurückruft, dann müsste er exakt dasselbe empfinden, das er damals empfand, als er das Kind, den Ehemann oder den Vater beseelte. Somit ist dieses geistige Erinnern eine Auferstehung der jeweils erinnerten Seele in der jeweiligen Lebensphase. Und diese während der Erinnerung wiederauferstandenen Seelen sind nichts anderes wir selbst. Denn wir sind als Erinnerung vom selben Geist erfüllt, der uns auch damals in exakt dem Moment an den er sich nun erinnert erfüllt. Wir werden somit im Jenseits stets unsere Großmutter mit den Augen des Kindes und unsere Kinder mit den Augen der liebevollen Eltern sehen. Durch den allumfassenden Geist würden wir somit jedes Mal aufs Neue das Prickeln des ersten Mals erfahren, egal wie oft wir das Erlebte verinnerlichen. Auch wäre es völlig egal, ob unser Körper nach langer Zeit wiederbelebt wurde, denn der allesumfassende Geist beseelt gleichermaßen alle Lebewesen. Das ist ähnlich, wie wir durch jeden einzelnen unserer Finger die Welt ertasten. Wenn wir einen Finger verlieren und er uns nach Stunden wieder angenäht wird, fühlt dieser Finger mit demselben Geist, wie alle anderen Finger unserer Hand.

Wir bestimmen, wie viel von uns im Jenseits bleibt

Warum aber sollen wir uns dann überhaupt noch mit dem Leben herumschlagen, wenn schon ein paar große Momente genügen, damit unsere Seele ins Jenseits Einzug findet? Warum machen wir nicht einfach Schluss mit unserer mühe- und leidvollen Existenz und flüchten uns in dieses ach so tolle Paradies? Zum einen ist das natürlich nur eine Hypothese, ob es tatsächlich so ist, kann kein Lebender jemals sagen. Falls diese Hypothese aber tatsächlich zutrifft, würde von unserer Seele nur das bleiben, was wir bis dahin an großen Emotionen erfahren und an liebevollen Taten vollbracht haben. Und je negativer und emotionsärmer unser Leben bis dahin war, desto weniger würde von unserer Seele bleiben. Statt also in schlechten Momenten alles hinzuschmeißen sollte es unser eigennützigstes Bedürfnis sein, unserer Seele so viel Gewicht wie nur möglich zu verleihen, so viel Liebe, so viele große Emotionen, so viele tolle Momente zu verinnerlichen und so viele schöne Taten zu vollbringen wie nur irgend möglich. Je mehr große, ergreifende und liebevolle Momente wir erlebt haben, desto mehr geht vermutlich von unserer Seele ein in dieses immaterielle Gedächtnis des Universums, in dieses Jenseits, in dieses Paradies. Ohne Leben, ohne Liebe, ohne große Gefühle wäre das immaterielle Gedächtnis des Universums leer wie ein unbeschriebenes Blatt. Erst das Erleben schafft Erinnerungen, schafft ein reiches Paradies voller großer Momente.

Doch wo bleibt die Gerechtigkeit?

So schön es ist, dass die großen Momente erhalten bleiben, so unbefriedigend ist die Vorstellung, dass das Böse und Verbrechen im Jenseits nicht gesühnt werden sollen. Doch ganz so ist es nicht. Wenn wir gemein sind und Verbrechen begehen schweigt unsere Seele, unser Herz ist hart und unempfänglich für die Gefühle von Liebe und Mitgefühl. In diesen Momenten sind wir taub für das Zwitschern der Vögel, blind für das Glitzern des Schnees und für das Strahlen der Sonne. Das sind Momente, in denen wir einfach nur funktionieren, dies können aber auch Momente sein, in denen wir böse oder aggressiv sind, Momente in denen das Animalische, das Egoistische überwiegen. In den kalten, selbstbezogenen Momenten des Bösen fühlen wir uns trotz der Lust die wir genießen verloren, kalt und leer. Dann sind wir von blinder Wut erfüllt, verschließen uns gegenüber den Gefühlen anderer, haben den Eindruck, außer uns zu sein oder neben uns zu stehen. Nein, das ist etwas völlig anderes, als die tiefen Gefühle, die uns mit dem allumfassenden Geist in Verbindung bringen. Je mehr ein Mensch auf sich selbst bezogen ist, desto weniger nimmt seine Seele an dem großen und unsterblichen Ganzen teil. Somit finden diese Erinnerungen wohl auch keinen Einzug ins immaterielle Gedächtnis des Universums.

Es gibt keine Hölle, jedoch das Vergessen

Nach dieser Hypothese wird das allumfassende Ganze unabhängig von unserer physischen Existenz weiterbestehen, während all das, was wir an Gefühlen und Erlebnissen in uns eingeschlossen haben, zusammen mit unserer sterblichen Hülle vergeht. Denn diese fleischliche Hülle war es, die uns in dieser ganz egoistischen Form mit einem sprichwörtlich beschränkten Geist belebt hat. Es ist davon auszugehen, dass die Seele eines Menschen, der möglichst intensiv in Einklang mit der alles beseelenden Harmonie gelebt hat, nicht vergehen wird, da sie Teil des großen Ganzen geworden ist. Stirbt jedoch ein Mensch, dessen Streben nur die Befriedigung seiner eigenen, egoistischen Begierden war und der nie im großen Ganzen aufgegangen ist, so wird wohl dessen Seele zusammen mit seiner Existenz enden. So bedarf es für Gerechtigkeit also keiner Hölle und keiner Strafen im Jenseits. Da es aber keine rein guten und auch keine rein bösen Wesen gibt, werden wahrscheinlich die Teile, die ichbezogen waren mit uns vergehen, die aber, die liebevoll und in Einklang mit dem allumfassenden Geist standen, werden wohl in ihm weiterexistieren. So wird vermutlich von der einen Seele vielleicht nur ein winziger Schatten bleiben, während eine andere als leuchtender Stern weiterstrahlt.

Das Paradies lässt sich nicht austricksen

In diesem Zusammenhang klärt sich auch eine der spannendsten moralischen Fragen. Was ist mit den Seelen derer, die schlimme Verbrechen begangen, später jedoch zum Guten gefunden haben? Werden die Seelen von einst so reinen Kindern, die sich im Erwachsenenalter zum Bösen entwickelt haben, vollständig vergehen? Ganz besonders kompliziert wird es bei Menschen, die immer wieder zwischen gut und böse pendeln. Zwischen bösen Taten liegen stets Phasen aufrechter Reue und tiefen Bedauerns. Doch was passiert mit so einer Seele? Nach christlicher Vorstellung kann nur ein reuiger Sünder, der seine Taten aufrichtig sühnt und Buße tut, seine Seele vor der ewigen Verdammnis retten. Der Einzug seiner Seele in den Himmel würde also hauptsächlich davon abhängen, in welcher Phase ihn der Tod gerade ereilt. Besonders clever hat Kaiser Konstantin diese christliche Regelung ausgenutzt, indem er mit der Taufe und somit mit der Tilgung aller Sünden bis aufs Totenbett gewartet hat. Trotz zahlloser Verbrechen u.a. der Ermordung seines eigenen Sohnes und seiner Frau hätte er sich mit diesem Trick einen Platz im Paradies ergattert. Viele Christen werden jetzt argumentieren, dass so ein Trick nicht funktionieren kann, da nur aufrichtige Reue zum Sündenerlass berechtigt. Doch bei der Angst, die die Menschen damals vor der Hölle hatten, muss man davon ausgehen, dass Konstantins Beweggründe am Ende tatsächlich aufrichtig waren. Doch wenn es stimmt – und davon bin ich fest überzeugt – dass nur die Teile einer Seele Einzug ins immaterielle Gedächtnis des Universums und somit ins Paradies halten, die so rein sind, dass sie sich mit dem allumfassenden Ganzen verbinden, dann führt das zu wahrhafter Gerechtigkeit, die sich nicht austricksen lässt. Denn nur das Reine, das Liebevolle und Großherzige bleibt, das Böse, das Verschlagene aber auch das Hartherzige und Oberflächliche vergeht zusammen mit der sterblichen Hülle. Nach dieser Hypothese wird von Konstantins Seele – wenn überhaupt – wohl nur ein kleines Fünkchen den Sprung ins Paradies geschafft haben.

Ist ein Leben nach dem Tod möglich?

Das Wichtigste in Kürze

Reiner Geist kommt ohne Erinnerung aus, erst durch Erinnerung wird aus Geist eine individuelle Seele. So wundervoll das meditative Vergessen auch sein mag, sehnen wir uns nach einer Weiterexistenz des Individuums und ein Wiedersehen mit unseren Lieben. In der Welt der Quanten wäre eine körperlose Erinnerung denkbar, doch spricht die Logik dagegen. Was passiert mit der Seele bei einer späten Reanimation? Werden wir als Kind, Erwachsener oder Greis im Jenseits weiterexistieren? Werden wir dann noch unsere Lieben wiedererkennen oder werden wir herb enttäuscht?


Braucht eine Seele Erinnerung?

Obwohl die Seele stets im Wandel ist wird sie dennoch in vielen Kulturen als etwas Unsterbliches gesehen, das nach dem Tod eines Menschen den Körper verlässt. Je nach Religion kann die Seele wandern und in einem anderen Wesen wiedergeboren werden. Aber wenn die Seele in einem anderen Menschen wiedergeboren wird, verliert sie all ihre Erinnerungen und somit auch all die negativen Taten und Erfahrungen, die sie beispielsweise zu einer schwarzen Seele gemacht haben. Können wir dann überhaupt noch von einer Seele sprechen? Denn eigentlich fehlt ihr dann all das, was zuvor Ihre Persönlichkeit ausgemacht hat.

Meditation ein Vorgeschmack aufs Jenseits?

Ähnliches erleben wir, während der Meditation in der wir den Geist leeren und alles vergessen, was unsere Persönlichkeit ausmacht. In diesen Momenten ist der Meditierende nur noch reiner spiritueller Geist, dennoch endet damit nicht sein bewusstes Erleben, sondern ganz das Gegenteil, er ist reines Bewusstsein, ohne Denken, ohne Werten. Interessanterweise verliert man in solch einem intensiven meditativen Zustand weitgehend das Ich-Gefühl. Der reine Geist kennt keine Abgrenzung mehr und wie wir ja schon in früheren Beiträgen ausführlich diskutiert haben, entsteht das Empfinden, eins mit dem Universum zu sein. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir in einem Moment der tiefen Meditation, in dem wir unseren Geist geleert haben, auch gleichzeitig die Seele verloren haben. Zumindest haben wir jedoch für kurze Zeit all das überwunden, was uns als Individuum ausmacht. Was bleibt, ist nur noch die reine Essenz der Seele. Ich denke, im Zustand höchster Meditation sind Seele und Geist eins geworden. Meines Erachtens ist das auch genau der Teil von uns, der unsterblich ist.

Ist eine Erinnerung trotzdem möglich?

Doch was ist mit all den Erinnerungen an unsere Lieben, alles, was uns im Leben Freude bereitet hat, alles, was uns als Individuum ausmacht? Was bringt uns so eine Form der Unsterblichkeit wenn wir dabei alles vergessen? Nicht nur aus diesem Grund glauben viele Religionen und Esoteriker durchaus an die Unsterblichkeit der individuellen Seele. Viele glauben an eine Reinkarnation und die Möglichkeit einer Rückführung in die Erinnerungen an ein früheres Leben. Rückführungstherapien gehören mittlerweile sogar zum Standardprogramm zahlreicher Hypnosepraxen. Ich persönlich habe so etwas noch nicht ausprobiert, ich bin schon genug damit beschäftigt, mich an alles Wichtige aus meinem jetzigen Leben zu erinnern, da möchte ich mich nicht auch noch mit meiner dunklen Vergangenheit aus früheren Leben rumschlagen müssen.

Die Gnade des Vergessens

Vielleicht ist es ja auch eine Gnade, vergessen zu können, wieder von vorne beginnen zu können ohne die Last bitterer Enttäuschungen, schlimmer Taten und alter Treueschwüre. Nicht nur, dass wir durch das Vergessen unsere Seele von all unseren bösen Taten reinwaschen, wir gewinnen dadurch auch wieder die Freuden des Ersten Mals zurück. Wer ewig lebt und sich ewig erinnert, der hat auch nur je ein einziges Mal das besondere Erlebnis des Ersten Mals. Ich wollte beispielsweise nach abgeschlossenem Studium noch einmal dieses Lebensgefühl heraufbeschwören, das ich in den ersten Semestern hatte und begann ein Zweitstudium und das sogar in meinem Traumfach. Doch das Prickeln, die Begeisterung der wilden Studentenfeten und der Reiz, endlich auf eigenen Beinen zu stehen, waren verflogen. Dem Studentenwohnheim haftete nicht mehr der Hauch von großer weiter Welt, Party und Freiheit an, sondern mich erdrückte seine Enge, ich sah nur noch den Syph und störte mich an der lauten Musik, die nicht mehr die meine war. Im Studium betrachtete ich die Professoren nicht mehr mit naiver Ehrfurcht sondern ihre lustlosen Vorlesungen langweilten mich und zu meinen jüngeren Kommilitonen konnte ich einfach keinen Draht mehr aufbauen.

Gibt es eine himmlische Cloud?

Doch nehmen wir einmal an, es bliebe nicht nur der reine Geist, sondern auch unsere Seele würde sich der Unsterblichkeit erfreuen, dann stellt sich die Frage, wo sollen die Erlebnisse aus diesen früheren Leben gespeichert werden? Wo bleiben unsere Erinnerungen, wenn unser Hirn zu Staub zerfallen ist, wenn unsere biologische Festplatte vernichtet wurde? Vielleicht ist es ja genauso wie mit der Festplatte. Wenn wir nicht wollen, dass die Informationen auf unserem Computer verloren gehen, dann sichern wir die wichtigen Daten eben auf einem Server oder in der Cloud. Bloß wo soll dieser metaphysische Server stehen, der all die Abermilliarden Lebenserinnerungen seit Anbeginn intelligenten Lebens speichert? Und wo bitteschön ist unsere Vernetzung hin zu dieser himmlischen Cloud? Wie im Beitrag „Ist ein Gedächtnis ohne Materie denkbar?“ beschrieben, muss das Universum tatsächlich über ein Erinnerungsvermögen verfügen, das nicht an die Existenz physischer Speicher gebunden ist. Denn wo sollen all die Naturkonstanten und Naturgesetze gespeichert sein? Und auch in der Quantenphysik stoßen wir immer wieder auf Phänomene, die eine Art Gedächtnis auf immaterieller Ebene voraussetzen. Und die Kommunikation mit der himmlischen Cloud kann wie auch bei verschränkten Quanten instantan und ohne die Nutzung elektromagnetischer Wellen funktionieren. (mehr dazu im Beitrag „Gibt es einen allumfassenden Geist?“).

Wo bleibt die Seele von Frankensteins Monster?

Eine unsterbliche Seele wäre zumindest aus naturwissenschaftlicher Sicht der Dinge denkbar. Doch damit sind beileibe nicht alle Probleme gelöst. 2005 gelang es US-Forschern am Safar Zentrum für Reanimationsforschung, tote Hunde wieder zum Leben zu erwecken. Ihr Blut war durch eine Salzlösung ersetzt worden. Nach drei Stunden pumpten die Forscher das Blut zurück in ihre Adern und es gelang mit Elektroschocks die Hunde zu reanimieren und erfolgreich zum Leben zurückzuholen – Frankenstein lässt grüßen. Dieses Verfahren wirft spannende philosophische Fragen auf. Angenommen es gelingt, diesen Zustand beliebig zu verlängern, was passiert dann mit der Seele eines Lebewesens? Wird sie, solange der Körper theoretisch doch noch wiederbelebt werden kann, auf Halde gelegt? Falls ja, welche Instanz entscheidet, ab wann dieser wiederbelebbare Zustand endet und wird dabei auch der aktuelle Stand der Technik berücksichtigt? Oder entschwindet die Seele nach Eintritt des klinischen Todes in eine höhere Dimension aus der sie bei der Wiederbelebung zurückgerissen wird.

Was passiert mit reanimierten Buddhisten?

Was geschieht mit den Seelen von Buddhisten, die an eine Reinkarnation glauben? Man stelle sich nur vor, was passiert, wenn die Seele schon in einem neuen Körper wieder auf die Welt gekommen ist und dann der alte Körper wieder belebt wurde. Entsteht dann in Ermangelung einer Seele ein Zombie? Oder ist es gar umgekehrt, dass die Seele zum alten Körper zurückkehrt (der hat ja die älteren Rechte) und der neue Körper wandelt dann als seelenloses Etwas durch die Welt? Oder wird der alte Körper einfach mit einer neuen Seele versorgt? Das wäre dann das Gegenteil vom Menschheitstraum, den Geist zu behalten und den alten Körper durch einen neuen zu ersetzen.

Völlig neue Möglichkeiten der Todesstrafe

Der Justiz bietet das Verfahren auch ungeahnte Möglichkeiten. Es könnten mehrfache Todesstrafen ausgesprochen und auch noch vollstreckt werden. Und ruck zuck wird aus dem Menschheitstraum der absolute Albtraum. Stellen Sie sich nur vor, Sie werden irrtümlicher Weise für einen Terroristen gehalten, der für den Tod tausender von Menschen verantwortlich ist. Was liegt näher, als Sie abhängig von der Anzahl der Opfer entsprechend oft zur Todesstrafe zu verurteilen. Und überhaupt, war die Todesstrafe bisher eine ultimative Strafe, die nicht zuletzt wegen ihrer Unwiderrufbarkeit von den meisten zivilisierten Staaten abgeschafft wurde, kann mit diesem Verfahren eine einstweilige Todesstrafe verhängt werden. Sollte man sich geirrt haben, wird der Delinquent einfach wiederbelebt.

Herbe Enttäuschungen im Jenseits

Und es gibt noch ein weiteres Problem mit der Unsterblichkeit der Seele. In welchem Zustand geht sie ins Jenseits ein? Schweben da oben dann hauptsächlich greise, verwirrte oder verbiesterte und vom Altersstarrsinn gezeichnete Seelen herum? Welch eine Enttäuschung muss das für die früh verstorbene Liebe sein, für die sich der Partner den Rest seines langen Lebens aufgehoben hat. Statt einem strahlenden Jüngling, den die im Jenseits immer noch jugendliche Seele einst geliebt hat, bekommt sie nach langem Warten vielleicht einen alten, unausstehlichen Griesgram. Was ist mit den Menschen, die mehrere Partner durch Krankheit verloren haben, gibt es dann im Jenseits Eifersuchtsdramen unter den immer noch liebenden Verstorbenen? Egal für welches Alter sich eine Seele entscheidet, es wird immer jemand enttäuscht sein. Wählt sie seine besten Jahre, so wird das Kind nie mehr die geliebte Großmutter erleben und die früh verstorbene Mutter, nie mehr ihr geliebtes Kind. Das mit dem erhofften Wiedersehen im Jenseits könnte also für alle Beteiligten zur herben Enttäuschung werden.

Hoffnung für die Seele von Frankensteins Monster

Doch ich kann Sie beruhigen, es ist sogar ein Jenseits wahrscheinlich, das sowohl die Unsterblichkeit des reinen Geistes, beliebige Seelenwanderungen als auch das freudige Wiedersehen mit genau den Seelen im Jenseits ermöglicht, die wir einst geliebt haben. Das Wunderbare an diesem Jenseits ist, dass es auf all den Erkenntnissen basiert, die wir bisher im Blog erarbeitet haben und das in sich absolut widerspruchsfrei ist. Selbst für die Seele von Frankensteins Monster gibt es Hoffnung, egal nach welcher Zeit verrückte Forscher nun meinen, sie aus dem Jenseits zurückholen zu müssen. Mehr dazu im nächsten Beitrag: „Gibt es Himmel und Hölle?“